Zürcher Sparprogramm: Zusatzversicherte als Zankapfel

Die Zürcher Regierung will massiv beim Gesundheitswesen sparen. In einem Punkt melden die Krankenhäuser Widerstand an – nämlich gegen den Plan, Abgaben auf zusatzversicherte Patienten zu erheben.

, 14. April 2016 um 04:00
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Der Verband Zürcher Krankenhäuser VZK reagiert eigentlich recht entspannt auf das gestern verkündete Sparprogramm der Zürcher Regierung.
Grundsätzlich warnt die Dachorganisation der Spitäler zwar vor falschen Hoffnungen: Die Kosten im Gesundheitswesen liessen sich kaum über die Leistungsüberprüfung weiter senken. Denn die Zürcher seien im nationalen Vergleich bereits sehr kostengünstig; so liegen die OKP-Bruttoleistungen pro Versicherten und Monat im Kanton Zürich bei rund 300 Franken, in Basel bei über 380 Franken, in Genf bei etwa 370 Franken, in der Waadt bei 330 Franken und im Kanton Bern über 310 Franken. 
Obendrein erinnert der Verband an das Entgegenkommen in der jüngst beschlossenen Tarifvereinbarung (die neuen Sätze betragen 9'650 Franken für Spitäler mit Notfallstation und 9'450 für Spitäler ohne Notfall).

Mehr ambulante Eingriffe: kein Problem

Der VZK begrüsst schliesslich auch die von Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger angestrebten Verlagerungen hin zu ambulanten Eingriffen.
Doch gegen eine Massnahme, die der Regierungsrat gestern vorstellte, wollen sich die Spitäler nun wehren – nämlich gegen das Ansinnen, Abgaben auf zusatzversicherte Patienten zu erheben.
Konkret geht es um 35 Millionen Franken im Jahr, welche der Kanton abschöpfen will; dabei plant Gesundheitsdirektor Heiniger eine Art Progression: Spitäler mit einem durchschnittlichen Zusatzversicherten-Anteil sollen wenig belastet werden. Die Massnahme hätte auch den Effekt, «dass sich einzelne Kliniken weniger exklusiv um zusatzversicherte Patienten bemühen», so der FDP-Politiker im Interview mit dem «Tages-Anzeiger».

Wie soll man denn Gewinn machen?

Der Verband der Spitäler argumentiert nun, dass die Spitalaufenthalte in der allgemeinen Abteilung heute ja nicht kostendeckend seien – sie müssen also quersubventioniert werden. Zugleich benötigten die Spitäler Gewinne, um ihre Investitionen zu tragen. Kurz: Die Erträge, die dank den Zusatzversicherten erzielt werden, sind zur nachhaltigen Refinanzierung vonnöten.
Grundsätzlich meint der Verband, man dürfe sich nicht zu viel erhoffen beim Sparen im Gesundheitswesen: «Bevölkerungswachstum, Alterung der Gesellschaft und medizinischer Fortschritt sind Haupttreiber der Kostensteigerung. Ebenfalls beeinflusst der Bund massgeblich die Gesundheitsausgaben. 2015 hat der Kanton Zürich 51 Prozent der Kosten im Spitalwesen übernommen. Auf Grund der vom Bund beschlossenen Spitalfinanzierung steigt nun der Kantonsanteil bis 2017 auf 55 Prozent. Die Kosten im kantonalen Gesundheitswesen werden folglich auch in den nächsten Jahren weiter steigen.»
Der Verband Zürcher Krankenhäuser ist der Dachverband der Listenspitäler des Kantons Zürich. Er hat derzeit 30 Mitglieder mit 31'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
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