Weniger Spitalbetten, aber mehr Spitalpersonal

Im Kanton Zürich wurden letztes Jahr deutlich mehr Spital-Arbeitsplätze aufgebaut als in den Vorjahren.

, 11. Dezember 2015 um 15:39
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Der Personalbestand der Zürcher Spitäler stieg im Jahr 2014 um 4,2 Prozent – nämlich von 20’650 auf 21’523 Vollzeitstellen. Bei den Listenspitälern erreichte der Anstieg sogar 4,6 Prozent. 
Das Wachstum lag also deutlich über dem durchschnittlichen jährlichen Stellenplus von 2008 bis 2014: Denn der Durchschnittswert lag in diesem Zeitraum bei 3,3 Prozent.

Vier von sechs gehören zum Pflegepersonal

Diese Daten finden sich im heute veröffenlichten Versorgungsbericht der Zürcher Gesundheitsdirektion. Laut diesen Erhebungen sind 41 Prozent der Angestellten in den Zürcher Spitälern dem Pflegepersonal zuzurechnen; 14 Prozent sind medizinisches und medizin-therapeutisches Personal. Und die fest angestellten Ärzte machen einen Anteil von rund 15 Prozent aus (wobei die Belegärzte nicht mitgezählt sind).
Der Anteil der Frauen am Spitalpersonal ist mit 76 Prozent wie in den Vorjahren sehr hoch – im Kanton Zürich liegt er sogar einen Tick über den gesamtschweizerischen 74 Prozent. 
Der Bericht: Kanton Zürich, Gesundheitsdirektion: «Gesundheitsversorgung 2015: Akutsomatik, Rehabilitation, Psychiatrie», Dezember 2015.
Mit gut 5'700 Vollzeit-Stellen ist das Universitätsspital Zürich das grösste Haus; hier lag der Stellenzuwachs letztes Jahr leicht unter dem Durchschnitt (+3,5 Prozent)
Rückgängig waren die Zahlen in der Klinik Hirslanden (–6,1 Prozent), was insofern bemerkenswert ist, als die Gesamtgruppe im gleichen Zeitraum zulegte und auch die Klinik selber ihre Bettenzahl etwas steigerte. Rückläufig war die Stellenentwicklung auch am See-Spital mit den Standorten Horgen und Kilchberg. 

Ausbildung? USZ, Uster, Triemli!

Prozentual deutliche Personal-Wachstumsraten ergaben sich insbesondere bei kleinen Häusern – wo sich geringfügige Ausbauten natürlich in höheren Prozentzahlen niederschlugen, etwa in der Limmatklinik oder im Paracelsus-Spital Richterswil.
Das Universitätsspital Zürich, das Spital Uster und das Stadtspital Triemli bilden im Kanton Zürich am meisten Personen aus. Sie weisen mit jeweils über 16 Prozent am Personalbestand am meisten Angestellte in Ausbildung aus.
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Personalbestand der Zürcher Spitäler in Vollzeit-Äquivalenten. (Quelle: GD ZH, «Gesundheitsversorgung 2015»)

Bettenzahl sinkt zum dritten Mal in Folge

4'508: So viele Betten stehen im Kanton Zürich für für die akutsomatische Versorgung zur Verfügung. Interessanterweise weist der diesjährige Bericht zur Zürcher Gesundheitsversorgung damit einen Rückgang aus: Im Vorjahr standen der Bevölkerung in den Akutspitälern 18 Betten mehr zur Verfügung.
Und man hat es hier sogar mit einem Trend zu tun: Zum dritten Mal in Folge nahm die Bettenzahl im Vergleich zum Vorjahr leicht ab. Die Tendenz widerspricht also immerhin dem Anschein, welcher durch die in zahlreichen Häusern geplanten Um-, Neu- und Anbauprojekte entsteht und da und dort den Aufbau von Überkapazitäten befürchten lässt.
Allerdings sieht die Entwicklung in den einzelnen Spitälern sehr unterschiedlich aus. Die Klinik Hirslanden betreibt beispielsweise 21 Prozent mehr Betten als im Vorjahr; beim Spital Zollikerberg sind es 16 Prozent mehr.
Senkungen des Bettenbestandes gab es dieses Jahr beim Stadtspital Triemli und bei der Universitätsklinik Balgrist.

Bescheidene Rentabilität der Spitäler

Etwas macht der Zürcher Versorgungsbericht klar: Eine besonders rentable Sache sind Spitäler nicht. Die Gesundheitsdirektion listet die Umsatzrentabilität aller Listenspitäler auf – und nicht einmal dem Spitzenreiter bleiben von 100 eingenommenen Franken am Ende 10 Franken Gewinn.
Konkret: An die Spitze gelangte die Klinik Hirslanden, und ihre Umsatzrentabilität erreichte knapp 10 Prozent. Beim Spital Bülach waren es gut 7 Prozent – und alle anderen Zürcher Spitäler hatten eine Umsatzrendite, die unter 5 Prozent lag.
Auf zwei mit Gewinn kommt eines mit Verlust
Im Schnitt erreichte die Quote 2,5 Prozent, womit der Wert etwas tiefer als im Vorjahr 2013 lag, aber höher als 2012. Wie hart das Geschäft ist, zeigt auch das Verhältnis der Häuser mit Gewinn (17) zu jenen, die letztes Jahr sogar rote Zahlen schrieben: Es waren 8. 
Das waren mehr Spitäler als in den Vorjahren: 2013 waren nur zwei Spitäler und 2012 vier Spitäler in der Verlustzone.
«Insgesamt lassen die Ergebnisse der Spitäler auch im dritten Jahr der neuen Spitalfinanzierung darauf schliessen, dass die vom Regierungsrat festgesetzten Tarife sachgerecht waren», urteilt die Gesundheitsdirektion in ihrem Bericht selber: «Weder haben die Spitäler mehrheitlich sehr hohe Gewinne erzielt, noch haben sie mehrheitlich Verluste erlitten.»
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