Wegen Streit um Putzmittel: Chirurg kündete einer OP-Fachfrau

Eine 62-jährige Operationsfachfrau wollte nicht so putzen, wie es ihr Chef wollte. Sie erhielt deshalb die Kündigung.

, 17. Juni 2020 um 12:36
image
  • praxis
  • chirurgie
  • arbeitswelt
  • handchirurgie
Zwei Jahre vor ihrer Pensionierung erhielt eine Operationsschwester die Kündigung. Der Grund: «Deine Eigenregie im Putz- und Desinfektionsbereich ist nicht akzeptabel, da wir ein professionelles Reinigungskonzept haben!», schrieb ihr der Chef, ein Handchirurg.

Der Chef wollte Glasreiniger

Er sehe sich gezwungen, die Kündigung auszusprechen, weil sie sich weigere seine Weisungen zur Praxis- und OP-Reinigung einzuhalten und sie ihm vorwerfe, die Corona-Bestimmungen des Bundesamts für Gesundheit nicht einzuhalten.
Diese Geschichte machte der «Kassensturz» publik. Die Details der Entlassung: Die Operationsfachfrau schlug ihrem Chef wegen der Corona-Pandemie verschärfte Hygienemassnahmen vor. Doch der Chirurg wollte an seinem bisherigen Reinigungskonzept festhalten.

Zu wenig Alkoholgehalt zum Desinfizieren

Der bisher verwendete Glasreiniger genüge. Er fand:«Für die jetzt etwas häufiger durchgeführten Oberflächenreinigungen reicht das Sprint Glass.» Wirklich? Der Hersteller dieses Glasreinigers sagte auf Anfrage des «Kassensturz», dass das Mittel nicht zum Desinfizieren vorgesehen sei, da der Alkoholgehalt nicht genüge.
Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erklärte gegenüber «Kassensturz», dass das Produkt nicht genügend desinfiziere. Die Einwände der Operationsfachfrau waren also begründet. Sie befürchtet nun aber, bis zu ihrer Pensionierung keine neue Stelle mehr zu finden.

War die Entlassung missbräuchlich?

Sie hat aber gute Chancen, von ihrem ehemaligen Chef eine Entschädigung zu erhalten. Denn Roger Rudolph, Professor für Arbeitsrecht an der Universität Zürich, vermutet, dass die Kündigung aus Rache erfolgt und deshalb missbräuchlich sei. Der Chirurg ist nach wie vor der Meinung, dass die Kündigung rechtens war.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

«Wenn Notfall-Praxen schliessen, wird es doppelt so teuer»

Ein Ex-Spitaldirektor warnt: Wenn die Kassen Notfall-Praxen keine Dringlichkeitspauschale mehr vergüten, wird es für alle sehr teuer.

image

Freie Praxisflächen an bester Lage in Oensingen

Im Glasgebäude in Oensingen, das direkt an der Autobahn A1 liegt, steht gesamthaft eine Fläche von 2'346 Quadratmeter zur Verfügung. Sie eignet sich für vielfältige Nutzungen vor allem im Medizin- und Gesundheitsbereich: Zum Beispiel für Facharztpraxen, Fitnesscenter, Physiotherapie etc.

image

Deutschland: «Den Uniklinik-Ärzten reisst der Geduldsfaden»

Die Tarifverhandlungen sind gescheitert: Deshalb wird erneut zum Streik aufgerufen.

image

Kantonsspital Aarau eröffnet weiteres Praxiszentrum

Die neue «Walk-in-Praxis» in Lenzburg soll die regionale Grundversorgung stärken – und die Notfallstation des KSA entlasten.

image

Vista setzt Expansion fort – drei weitere Standorte

Die Ophthalmologie-Gruppe hat das Augenzentrum Muttenz-Pratteln übernommen.

image

Notfall oder nicht? Es geht um Millionen.

Nun muss das Bundesgericht urteilen: Wann dürfen Praxen einen Notfall abrechnen und wann nicht?

Vom gleichen Autor

image

Bedrohtes Spital geht langsam wieder in Normalbetrieb

Eine 65-Jährige verschanzte sich mit einer Schreckschusswaffe in einem Aachener Spital. Die Verantwortlichen sind «zutiefst erschüttert».

image

Ärzte in der Krise: Immer mehr suchen Unterstützung

Zu viel Arbeit, Burn-Out, Angst, Selbstzweifel und Depression: Das sind die fünf Hauptgründe für Ärzte und Ärztinnen, sich Hilfe bei der Remed-Hotline zu holen.

image

Basler Privatspitäler wollen auch günstige Darlehen vom Kanton

In Basel geht der Streit zwischen Privatspitälern und Universitätsspital weiter: Die Privatspitäler wollen künftig ebenfalls Kredite vom Kanton.