Was Mässigungs-Kampagnen wirklich bringen
Aktionen wie «Choosing Wisely» oder «Smarter Medicine» wollen die Ärzteschaft sensibilisieren – gegen Überversorgung, gegen unnötige Untersuchungen. Aber wirken sie auch? Jetzt gibt es erste überraschende Antworten.
, 15. Oktober 2015 um 04:00
«Überdiagnosen ist das grösste Problem der Medizin»
Weniger bildgebende Verfahren – mehr Medikamente
Alan Rosenberg, Abiy Agiro, Marc Gottlieb et. al.: «Early Trends Among Seven Recommendations From the Choosing Wisely Campaign», in: «JAMA Internal Medicine», Oktober 2015.
- Der Einsatz bildgebender Diagnostik bei unkomplizierten Kopfschmerzen sank von 14,9 auf 13,4 Prozent.
- Die kardiale Bildgebung bei Patienten ohne Vorgeschichte sank seit der Einführung von «Choosing Wisely» von 10,8 auf 9,7 Prozent.
- Die Anwendung von verschreibungspflichtigen nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAID) für Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder chronischen Nierenerkrankungen erhöhte sich von 14,4 auf 16,2 Prozent.
- HPV-Test (Humane Papillomviren) bei jüngeren Frauen unter 30 stieg von 4,8 auf 6,0 Prozent.
- Antibiotika bei einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) sank marginal von 84,5 auf 83,7 Prozent.
- Die Verwendung von präoperativen Röntgenaufnahmen der Brust sowie die Bildgebung für unspezifische Schmerzen im unteren Rücken bei unauffälliger Anamnese blieb ohne signifikante Änderungen.
Autoren fordern mehr Massnahmen
Video der Aktion «Choosing Wisely» in den USA
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