Triemliwaid-Spital Zürich: Gleich doppelt nebulös

Die Zürcher Stadtspitäler schrieben letztes Jahr ein Defizit von insgesamt 36 Millionen Franken. Wie sind also die Reaktionen auf die Fusionspläne?

, 17. März 2017 um 13:30
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Das Stadtspital Triemli verbuchte letztes Jahr ein Defizit von gut 27 Millionen Franken, beim Zürcher Waidspital waren es knapp 9 Millionen Franken: Anlässlich der Präsentation der städtischen Spitalstrategie erwähnte Claudia Nielsen, die zuständige Stadträtin, auch die Kernzahlen des Geschäftsjahres 2016.
Wie gestern bekannt wurde, will die Zürcher Stadtregierung ihre beiden grossen Spitäler zusammenführen: Das Triemli mit rund 500 und das Waidspital mit gut 260 Betten sollen eine führungs- und rechnungsmässige Einheit werden.

10 Prozent der Patienten fürs ganze Defizit

Ein starkes Motiv dahinter sind die strukturellen Defizite, welche beide Häuser tragen müssen: Die Stadtspitäler haben den Anspruch, der ganzen Bevölkerung vollumfänglich zu dienen – und damit haben sie auch einen hohen Anteil an defizitären, polymorbiden Fällen.
Auch dazu wurden die Folgen im 25seitigen Stadtrats-Bericht in Zahlen gefasst: 
  • Im Jahr 2015 verursachten im Stadtspital Waid 10 Prozent der stationären Patienten ein Defizit von gut 13 Millionen Franken.
  • Im Stadtspital Triemli betrug das Defizit, das von 10 Prozent der stationären Patienten verursacht wurde, über 43 Millionen Franken.

Die organisatorische Zusammenlegung der beiden Betriebe ist nun einer der Wege, um hier etwas zu entlasten – abgesehen davon, dass die Fusion auch andere Vorteile bringen soll; etwa, weil Triemli und Waid zusammen ein stärkerer Partner auf dem Arbeitsmarkt sein können. Oder dadurch, dass dereinst gemeinsam weitaus höhere Fallzahlen vorgelegt werden könnten.

«Eine grosse Privatklinik…»

Wie waren nun die Reaktionen auf die Pläne des Stadtrates? Die SP äusserte sich grundsätzlich positiv zur Strategie. Wobei zu erwähnen ist, dass die zuständige Gesundheits-Vorsteherin Claudia Nielsen hier Mitglied ist.
In ihrer Stellungnahme auf der SP-Website erläuterte Nielsen ihr Festhalten an der Spitalversorgung für alle mit einem kleinen Seitenhieb gegen die Hirslanden-Klinik: «Eine grosse Privatklinik auf dem Gebiet der Stadt Zürich hat im Jahr 2015/2016 einen Nettogewinn von 41,9 Millionen Franken erzielt, während die beiden Stadtspitäler in derselben Zeit einen Verlust von 36 Millionen Franken zu verzeichnen haben», so Nielsen. «Grund für diese Differenz ist nicht, dass die städtischen Spitäler schlechteres Personal haben, weniger Patientinnen und Patienten versorgen oder schlecht wirtschaften. Grund dafür sind zum einen die vielen hochdefizitären Fälle, die die beiden Stadtspitäler behandeln – Patientinnen und Patienten, mit denen sich kein Gewinn machen lässt, die grundversichert sind und viele Problematiken auf sich vereinen.»

FDP: «Nebulös» – AL: «Nebulös»

In einer weiteren Stellungnahme bezeichnete die städtische FDP die Pläne als «nebulös und teilweise widersprüchlich»: Einerseits stelle die Stadtregierung eine ausgeglichene Rechnung in Aussicht, andererseits nenne sie zahlreiche Gründe, weshalb diese gar nicht erreicht werden können.
Als «nebulös» empfindet man die Spitalstrategie aber auch auf der anderen Seite des Polit-Spektrums: Die Alternative Liste zeigt wenig Verständnis für die Ideen zur Rechtsform.
Grundsätzlich sei zweifelhaft, «dass die schlichte kalte Fusionierung von zwei Krankenhäusern mit unterschiedlichen Kulturen automatisch zu einer finanziellen Entlastung führen wird». Auch dürften die angekündigten strategischen Partnerschaften von Triemli und Waid «nicht zum Anlass genommen werden, um verschleierte Ausgliederungen und Privatisierungen durchzubringen.»

Bitte nicht auf Kosten des Personals

Die Grünen der Stadt Zürich äusserten sich erfreut darüber, dass sich der Stadtrat zu den beiden Stadtspitälern bekennt und auch klarstellt, dass diese weiterhin im Besitz der öffentlichen Hand bleiben sollen. Die Zentralisierung sei ebenfalls der richtige Weg – «falls der administrative Aufwand auch wirklich verringert werden kann und die Spitäler zukünftig (noch) effizienter geführt werden.»
Entsprechende Massnahmen dürften aber nicht auf Kosten der Patienten und des Personals gehen. 
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