Triemli- und Waidspital: «Aufwandüberschuss»

Die Zürcher Stadtspitäler verbuchten fast durchs Band deutlich höhere Patientenzahlen. Der tiefere CMI machte aber beiden Häusern einen Strich durch die Rechnung.

, 29. Mai 2017 um 10:11
image
  • zürich
  • spital
  • stadtspital zürich
  • jahresabschluss 2016
Im Kern wurden die Zahlen bereits vor zwei Monaten veröffentlicht: Zürichs Stadtspitäler Waid und Triemli fuhren 2016 zusammen ein Defizit von etwa 36 Millionen Franken ein, meldete Stadträtin Claudia Nielsen, als sie im März den Plan zur Fusionierung der beiden Häuser vorstellte.
Die Jahresberichte sind jetzt erschienen, und sie zeigen, dass beide Krankenhäuser bei den Patientenzahlen zwar klar zulegten. Im Triemlispital kletterte die Zahl der stationär versorgten Patienten um 4,2 Prozent (bei leicht tieferer Verweildauer von 5,6 Tagen). Und im ambulanten Bereich erwirtschaftete das Triemli 10 Prozent Mehrerträge – beziehungsweise erbrachte es 5,7 Prozent mehr Leistungen.
image
Dass trotzdem ein deutlich höherer Verlust als im Vorjahr herauskam, erklärt die Spitalleitung einerseits mit den höheren Kosten durch das neue Bettenhaus; andererseits sei der Case Mix Index um 2,9 Prozent gesunken: Dies hatte Mindererträge von 7,5 Millionen Franken zur Folge.

  • Zum Jahresbericht 2016 des Triemli-Spitals Zürich
  • Zum Jahresbericht 2016 des Waidspitals Zürich

Auch das Stadtspital Waid behandelte deutlich mehr Patienten als im Vorjahr; stationär verzeichneten alle Kliniken einen Zuwachs (und dabei insbesondere die Fachrichtung Urologie, wo sich die Fallzahlen seit 2014 auf über 400 stationäre Patienten verdoppelten). Auch der Trend hin zu mehr ambulanten Behandlungen zeigte sich auf dem Zürcher Waidberg, wo die Patientenzahlen vieler Ambulatorien 2016 im zweistelligen Bereich stiegen.
image
Die Veränderung des CMI dient auch im Waidspital zur Erklärung für rötere Zahlen: Der durchschnittliche Schweregrad sank von 1,095 auf 1,056, hauptsächlich wegen Anpassungen bei der Berechnungsmethodik. «Die in der Folge tieferen Fallvergütungen liessen den Aufwandüberschuss im Vergleich zum Vorjahr von 8,5 auf 8,8 Millionen Franken ansteigen», schreibt die Spitalleitung in der Mitteilung zum Jahresbericht.

Triemli: Keine neuen Stellen

Die schrittweise Verbesserung des Ergebnisses sei eine Zielsetzung für die nächsten Jahre, so die Mitteilung weiter. Bekanntlich plant die Stadtregierung, die beiden Häuser zusammenzuführen – zu einem Spital an zwei Standorten. Das Triemli mit rund 500 und das Waidspital mit gut 260 Betten sollen eine führungs- und rechnungsmässige Einheit werden.
Im Triemlispital wirkt seit Mitte letzten Jahres eine Ausgabenbremse. Dabei wurden bis zum Jahresende keine neuen Stellen mehr besetzt, Temporärstellen gab es nur nach verschärften Prüfungen, dasselbe galt für Investitionen und Beschaffungen. Laut dem neuen Bericht wurde damit 2016 auf rund 30 Millionen Franken Investitionen verzichtet. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

So will das Kantonsspital Graubünden Gewaltopfern helfen

Das Kantonsspital Graubünden in Chur betreibt neu die Sprechstunde «Forensic Nursing». Das Angebot ist das erste dieser Art in der Deutschschweiz.

image

Kantonsspital Winterthur lässt Gender-Leitfaden nun doch fallen

Das Kantonsspital Winterthur zieht die gendergerechte Sprachempfehlung zurück. Der Druck ist wohl zu gross geworden.

image

Christian Britschgi wechselt als Chefarzt nach Winterthur

Christian Britschgi leitet künftig die medizinische Onkologie und Hämatologie im Kantonsspital Winterthur.

image

Zwei der grössten Psychiatrie-Kliniken wollen fusionieren

In Bern bahnt sich eine Elefantenhochzeit an: Die zwei eh schon grössten Kliniken wollen sich zu einer vereinigen.

image

Mobbing-Streit in Solothurn droht zu eskalieren

Seit Monaten schwelt bei den Solothurner Spitälern ein Konflikt. Nun erhebt auch der Berufsverband schwere Vorwürfe und droht sogar mit Klage.

image

Barbara Nietlispach wird Chefärztin im Wallis

Die Klinik Frau–Kind des Spitalzentrums Oberwallis (SZO) stellt sich neu auf und geht eine neue Kooperation ein.

Vom gleichen Autor

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.

image

Deutschland: Investment-Firmen schlucken hunderte Arztpraxen

Medizin wird zur Spielwiese für internationale Fonds-Gesellschaften. Ärzte fürchten, dass sie zu Zulieferern degradiert werden.