Tarmed: Weniger Angebote für Kataraktoperationen

In der Innerschweiz sind die Graue-Star-Patienten zunehmend auf das Luzerner Kantonsspital angewiesen.

, 29. Januar 2018 um 09:30
image
  • praxis
  • tarmed
  • ophthalmologie
Seit einem Monat gilt der neue Tarmed, und folglich ächzt es bereits an diversen Stellen im Gebälk. Da ist der Arzt, der die Patienten via Anschlag im Wartezimmer informiert, dass künftig auch kurze Anfragen und Telefongespräche verrechnet werden. Da sind die Genfer Handchirurgen, die bis auf weiteres streiken – und sich weigern, die Karpaltunnel-Operation durchzuführen.
Und da ist, wenig überraschend, auch das Feld der Linsenoperation beim Grauen Star. Radio SRF berichtete nun – ohne Namensnennung – von einer Klinik im Kanton Zug, die auf den entsprechenden Leistungsauftrag verzichtet. Mit der Folge, dass in der Innerschweiz fast nur noch das Luzerner Kantonsspital als Anlaufstelle bleibt. Die öffentlichen Spitäler in Zug, Einsiedeln und Lachen hatten zuvor bereits auf das Katarakt-Angebot verzichtet.

Kürzere Dauer, mehr Technologie

Bei den Tarmed-Debatten des letzten Jahres hatte die Augen-Operation quasi ein Königsbeispiel gedient; Alain Berset zog sie selber bei der Präsentation des neuen Pakets heran: Die Dauer des Eingriffs habe sich in den letzten Jahren halbiert – so dass hier nun eine deutlich tiefere Minutage gelten soll.
Dem widersprachen die Ophthalmologen: Seit den 1990er Jahren habe sich die Dauer hier keineswegs verringert, und die stetige Einführung der Lasertechnologie habe letztlich sogar zu höheren Kosten geführt.
In der Radio-SRF-Sendung «HeuteMorgen» bemerkte Frank Sachers von der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft nun zum Stand der Dinge nach dem Tarmed-Eingriff: «Die Kosten der Operation des grauen Stars wurden um 30 Prozent gesenkt. Eine derartig krasse Senkung verunmöglicht es in der Schweiz, kostendeckend Operationen des Grauen Stars durchzuführen. Hierfür sind die Personal- und Infrastrukturkosten einfach zu hoch.»

Vorsorglich gekündigt

Wie bekannt, hatte das Spital Schwyz bereits im August drei Beleg-Augenärzten vorsorglich gekündigt. Begründung: Die Katarakt-Eingriffe lassen sich nach den ab 2018 gültigen Ansätzen im Spital nicht mehr kostendeckend durchführen.
Zuvor waren im Spital Schwyz durchschnittlich 200 bis 250 Graue-Star-Operationen pro Jahr durchgeführt worden.
Positiv zur Konzentration, die sich hier abzeichnet, äusserte sich Erika Ziltener von den Schweizer Patientenstellen: «Weil die Routine da ist, die Infrastruktur stimmt. Und vor allem auch: wenn etwas Aussergewöhnliches passiert oder wenn es zu einem Notfall kommt, ist ein spezialisiertes Zentrum natürlich sehr viel besser vorbereitet», sagte Ziltener gegenüber Radio SRF.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Ex-KSW-Chefarzt lanciert interventionell-radiologische Tagesklinik

Christoph Binkert verbündet sich mit dem Medizinisch-Radiologischen Institut MRI in Zürich.

image
Gastbeitrag von Peter Baumgartner

Ambulante Psychiatrie: Ohne neue Berufsprofile und KI wird’s kaum gehen

Der Fachkräftemangel in der Psychiatrie verlangt einen massiven Umbau der Versorgung. Aber wie? Ein realistisches Zukunftsszenario.

image

Und wie schliessen wir dann das EPD an unser KIS an?

Fast 400 Millionen Franken nimmt der Bund in die Hand, um das Gesundheitswesen zu digitalisieren. Zugleich nimmt er die Software-Anbieter und Spitäler in die Pflicht.

image

Gefragter Aarauer Frauenarzt macht sich selbständig

25 Jahre lang war Dimitri Sarlos an der Frauenklinik des Kantonsspitals Aarau angestellt. Im Oktober eröffnet der Chefarzt eine eigene Praxis.

image

«Wenn Notfall-Praxen schliessen, wird es doppelt so teuer»

Ein Ex-Spitaldirektor warnt: Wenn die Kassen Notfall-Praxen keine Dringlichkeitspauschale mehr vergüten, wird es für alle sehr teuer.

image

Freie Praxisflächen an bester Lage in Oensingen

Im Glasgebäude in Oensingen, das direkt an der Autobahn A1 liegt, steht gesamthaft eine Fläche von 2'346 Quadratmeter zur Verfügung. Sie eignet sich für vielfältige Nutzungen vor allem im Medizin- und Gesundheitsbereich: Zum Beispiel für Facharztpraxen, Fitnesscenter, Physiotherapie etc.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.