Tarmed: SGH stellt sich hinter Genfer Handchirurgen

Die nationale Gesellschaft äusserst «vollstes Verständnis» für die Genfer Ärzte, die derzeit gewisse Wahleingriffe verweigern.

, 5. Februar 2018 um 15:01
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«Dieses Alarmsignal aus Genf zeigt, dass der bundesrätliche Tarifeingriff nicht der richtige Weg ist, die steigenden Kosten des Gesundheitswesens in den Griff zu bekommen»: So kommentiert die Schweizerische Gesellschaft für Handchirurgie SGH die Entwicklung in Genf.
Wie bekannt, weigern sich die Handchirurgen des Stadtkantons seit Jahresbeginn, ambulante Wahleingriffe durchzuführen – insbesondere Karpaltunnel-Operationen. Die Senkungen im Rahmen des neuen Tarmed betreffen die Handchirurgen sehr stark, da hier die meisten Operationen ohnehin ambulant durchgeführt werden. Aber auch die Gynäkologen, Orthopäden und Urologen von Genf haben sich dem «Bummelstreik» angeschlossen.

Wer hat's erfunden?

Die nationale Handchirugen-Gesellschaft äussert nun also viel Sympathien für die Aktionen. Durch die tieferen Tarife würde «die Qualität der ärztlichen Versorgung und damit die Sicherheit der Patienten gefährdet», teilt die SGH in einer Stellungnahme mit.
Wenn ambulante Tarife nicht mehr kostendeckend seien, torpediere die Politik auch die angestrebte Verschiebung von der stationären hin zur ambulanten Behandlung.
Die Handchirurgen selber hätten einen Beitrag zur Dämpfung der Kosten geleistet, als sie 2012 eine Liste der ambulant durchzuführenden Operationen schufen und umsetzten – «schon lange bevor die Politik diese Listen erfunden hat.»

«Tariftechnisch nicht möglich»

Die Schweizerische Gesellschaft äussert also «vollstes Verständnis für die Aktion der Genfer Kollegen und begrüsst die damit angestossene Diskussion». 
Nun müsste eine Finanzierung gefunden werden, die «nicht ganze Berufsgruppen in dem Masse benachteiligt, dass deren wirtschaftliche Existenz in Frage gestellt wird». 
Bei dieser Gelegenheit verwahrt sich auch die SGH gegen Andeutungen diverser Politiker, wonach sich Spezialärzte auf Kosten der Prämienzahler eine goldene Nase verdienen (siehe dazu hier). Das Referenzeinkommen aus der Grundversicherung, aufbauend auf dem Tarmed, liege bei 207‘000 Franken, rechnet die Handchirurgen-Gesellschaft vor.
Einkommen über einer Million zulasten der Prämienzahler seien also «aus tariftechnischen Gründen überhaupt nicht möglich».
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