Tarmed: Die Spitäler fordern Marschhalt – der Bund sei einseitig

Für H+ ist klar: Der Bundesrat sollte den geplanten Tarmed-Eingriff sofort sistieren.

, 22. Juni 2017 um 08:13
image
  • tarmed
  • spital
  • hplus
Das Urteil des Luzerner Kantonsgerichts verschafft den Gegnern des Tarmed-Eingriffs Oberwasser. Nach der Jahres-Medienkonferenz von Ende Mai meldet sich der Spitalverband H+ jetzt nochmals zum Thema – und er verlangt, dass ein Marschhalt eingelegt wird.
Anfang Juni hatte das Luzerner Kantonsgericht festgestellt, dass der Tarmed-Eingriff von 2014 nicht sachgerecht gewesen sei. Denn der Bundesrat habe die Sätze nicht nach betriebswirtschaftlichen Prinzipien angepasst, sondern quasi nach der Rasenmäher-Methode.

«Anträge der Versicherer übernommen»

H+ schlägt nun die Brücke: Für die Organisation der Spitäler widerspricht der geplante neue Tarmed-Eingriff ebenfalls «dem Gebot der Sachgerechtigkeit und der betriebswirtschaftlichen Bemessung, da die effektiven Kostendaten der Leistungserbringer nicht berücksichtigt wurden».
In einer neuen Stellungnahme zeigt sich H+ insbesondere empört darüber, «dass der Bund bei seinem Vorschlag die Anträge der Versicherer basierend auf Schätzungen, Abrechnungsdaten und Rationierungen weitgehend übernommen hat». Auf der anderen Seite hätten die Spitäler bereits im November 2016 ein Tarifpaket in Bern abgegeben, das auf betriebswirtschaftlich fundierten Kostendaten basiere – dieses aber sei überhaupt nicht berücksichtigt worden.

Problemfall Kinder- und Notfallmedizin

Entsprechend mangelhaft sei das nun aufgegleiste Projekt. Als Beispiel nennt H+ Bereiche wie die Kinder- und Notfallmedizin, die bereits heute untertarifiert sind – und die in Alain Bersets Entwurf nochmals schlechter gestellt würden.
Kurz und gut: H+ verlangt, dass der Bund den nächsten Eingriff sofort sistiert. Es dürfe nicht sein, «dass der Bund einen Tarif, der schon gesetzeswidrig ist, noch ein zweites Mal in nicht sachgerechter Weise anpasst», sagt Verbandsdirektor Bernhard Wegmüller 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Spital Samedan prüft Zusammenschluss mit Kantonsspital Graubünden

Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin untersucht zwei strategische Wege in eine nachhaltige Zukunft.

image

Kantonsspital Aarau: Mehr Betten im Neubau

Wegen einer «unverändert hohen Patientennachfrage» plant das KSA nun doch mehr Betten.

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.