Der Ausserrhoder Spitalverbund SVAR hat strukturelle Probleme. Insbesondere die Last des Spitals Heiden zehrt an der Substanz. Andererseits sind die Standorte im so genannten Spitalverbundgesetz festgeschrieben. Zugleich wiederum werden sie umzingelt von eifrigen Privatkliniken. Und so ergab sich im letzten Geschäftsjahr ein Defizit von 9,7 Millionen Franken (nachdem im Vorjahr noch ein Plus von 400'000 Franken erzielt worden war).
Fürs laufende Jahr ist eine «schwarze Null» angestrebt, wobei auch erwähnt sein muss, dass CEO Jürg Nyfeler gekündigt hat: Er wird Anfang 2017 die Leitung des Felix Platter Spitals in Basel übernehmen.
In dieser Situation suchen Verwaltungsrat und Geschäftsleitung nach strategischen Lösungen (wozu in den nächsten Tagen bereits Neues angekündigt werden dürfte). Jedenfalls: Bevor mehr dazu bekannt wurde, berichten zwei Beiträge, erschienen in
«St. Galler Tagblatt»,
«Appenzeller Zeitung» und
«Thurgauer Zeitung», von schweren Differenzen innerhalb des SVAR
(teils nur Print).Abgang von Kadermitarbeitern
Auf der Basis von «verschiedenen Aussagen», so der regionale Zeitungsverbund, lasse sich folgern, dass zwischen Verwaltungsrat und Geschäftsleitung «ein schlechtes bis miserables Verhältnis herrscht, was sich unter anderem im Abgang wichtiger Kadermitarbeiter äussert».
Namentlich genannt werden dabei Jürg Nyfeler, Finanzchef Thomas Küng (Stellenantritt Juni 2013) sowie Personalchefin Gianna di Cello (Stellenantritt September 2014). Wobei Nyfeler, obschon offiziell noch bis Herbst im Amt, derzeit krankgeschrieben sei. Dieser Sachverhalt wird vom Verbund bestätigt, allerdings mit dem Hinweis, dass dies keineswegs ein kaschierter Ausstieg sei, sondern tatsächlich eine kleine gesundheitliche Sache – weshalb der CEO in den nächsten Tagen wieder an Bord sein werde.
Fingerzeig auf die Präsidentin
Dennoch: Abrupte Kaderkündigungen scheinen laut dem Zeitungsartikel ohnehin ein regelmässiges Phänomen der letzten Jahre zu sein – also ein grundsätzliches Symptom. Womöglich aber derzeit wieder gehäuft.
«Wer immer sich zur Angelegenheit äussert, ob aus dem inneren Zirkel, als ehemaliger Insider oder aussenstehender Beobachter, zeigt mit dem Finger auf Verwaltungsratspräsidentin Christiane Roth als Ursache», so der Text. Die Präsidentin ist allerdings erst seit Juni 2015 im Amt.
Angetönt wird, dass Roth nicht akzeptiert sei und für schlechtes Klima sorge, wobei dies schon bei früheren Tätigkeiten als Präsidentin der Psychiatrischen Dienste Aargau (2012–2015) sowie als Spitaldirektorin am USZ (2000—2007) so gewesen sei. Ein anonymer «Kenner der Szene» wird zitiert mit dem Satz: «Wo immer Christiane Roth tätig war, hinterliess sie einen Scherbenhaufen.»
Sorgen beim Pflegepersonal
Eines scheint offensichtlich: Es gibt einen Machtkampf zwischen Verwaltungsrat und Management, und dabei wandten sich mehrere Leute aus Kader oder Ärzteschaft an die Öffentlichkeit. Offenbar wurde dieser Schritt auch getragen von der Befürchtung, dass weitere Geschäftsleitungsmitglieder abgesetzt werden.
Gut möglich, dass sich hier obendrein regionale Widerstände ausdrücken: Denn weitere anonyme Stimmen bemängeln im «St. Galler Tagblatt» von heute, dass bei der Erneuerung des Verwaltungsrates im letzten Jahr gleich drei von vier Personen aus dem Raum Zürich zugewählt wurden. Neben Christiane Roth waren dies Hugo Keune (Finanzchef des USZ) und Andreas Zollinger vom Triemlispital.
Es geht nicht um Schuld, es geht um Struktur
Christiane Roth wollte keine Stellung nehmen zu den kritisierten Punkten.
Tatsache ist, dass sie selber nur äusserst begrenzt für die jüngste finanzielle Schieflage verantwortlich gemacht werden kann. Dies nicht nur, weil sie erst im Verlauf des Jahres 2015 antrat, sondern auch, weil die Geldknappheit, wie zunehmend greifbar wird, kein ausserordentliches Vorkommnis ist: Sie ist strukturell bedingt.
Die Kernfrage, die sich nun also stellt, wäre also nicht die Schuldfrage. Sondern eher, ob der Verwaltungsrat die richtigen Schritte wählt – und nun noch in der Lage ist, die offenbar nötigen strategischen Anpassungen durchzusetzen.
Der
Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden beschäftigt an drei Standorten gut 1‘100 Mitarbeitende und stellt die medizinische Grundversorgung in Appenzell Ausserrhoden sicher. Zum SVAR gehören die beiden Akutspitäler in Herisau und Heiden sowie das Psychiatrische Zentrum in Herisau.