Spitäler sollen transparenter werden

«Gesundheitsmonitor 2015»: Die Schweizer möchten mehr Informationen über die Qualität der Spitäler, bevor sie sich in Behandlung begeben.

, 30. Juni 2015 um 12:28
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85 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich mehr Informationen zur Qualität der Spitalleistungen, bevor sie sich für eine Behandlung entscheiden. Auch sind 75 Prozent der Meinung, dass mehr Transparenz die Qualität fördert. Dies ergab die neuste repräsentative Umfrage «Gesundheitsmonitor 2015», die das Forschungsinstitut gfs im Auftrag des Pharmaverbands Interpharma durchgeführt wurde. Die Haltung zur Transparenz in Spitälern wurde erstmals abgefragt. Die grosse Mehrheit sieht nicht nur Vorteile bei sich, sondern auch bei Spitälern, wenn diese in einem Wettbewerb rund um Qualität stehen würden.

Die einzelnen Resultate:


  • 85 Prozent wollen die Qualitätsdaten eines Spitals kennen, bevor sie entscheiden, wo sie behandelt werden wollen.
  • 75 Prozent sind der Meinung, dass mehr Transparenz die Qualität fördert.
  • 71 Prozent finden, Ärzte sollen ihre Patienten nur noch an Spitäler überweisen, nachdem sie deren Qualitätsdaten überprüft haben. 
  • 45 Prozent finden, Transparenz verwirre nur, denn in der Schweiz sind alle Spitäler relativ gut. 
  • 41 Prozent sind der Meinung, die öffentliche Hand soll die qualitativ guten Spitäler finanziell belohnen und die schlechten bestrafen.

Gute Noten fürs Gesundheitswesen

In diesem Jahr wird der rekordhohe Zuspruch zum Gesundheitswesen seit Einführung des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) bereits zum dritten Mal in Folge übertroffen. 82 Prozent haben einen sehr oder eher positiven Eindruck und nur gerade 9 Prozent ziehen eine sehr oder eher negative Bilanz. Bei der Frage nach der Kompetenz belegen die Ärztinnen und Ärzte vor der Pharmaindustrie und den Apothekern weiterhin die Spitzenplätze. Zulegen konnte über die vergangenen zwei Jahre nebst der Pharmaindustrie insbesondere auch der Bundesrat, der nun an vierter Stelle liegt. 

Tiefere Medikamentenpreise gefordert

Preissenkungen bei Generika sind für 77 Prozent der Stimmberechtigten überfällig. 80 Prozent sind jedoch der Ansicht, dass das günstigste nicht immer das geeignetste Medikament ist. 57 Prozent sind der Auffassung, mit der konsequenten Förderung von Nachahmerprodukten liessen sich die Gesundheitskosten sichtbar senken.

Krankenkassen als Kostentreiber

Qualität und Wahlfreiheit im Gesundheitswesen haben für die Stimmberechtigten weiterhin oberste Priorität. Eine stark steigende Mehrheit von 55 Prozent der Befragten wünscht sich Krankenkassen, die vor allem grosse Risiken anstatt sämtliche Leistungen abdecken. Die Stimmbürger rechnen nicht mit sinkenden Gesundheitskosten und sind am ehesten bereit, auf die freie Spital- oder Therapiewahl zu verzichten; nicht aber auf einen eingeschränkten Zugang zu Medikamenten. Hauptverantwortlich für die Kostensteigerung sind aus Sicht der Stimmberechtigten neu wieder die Krankenkassen vor den Verwaltungskosten.
Die Repräsentativumfrage «gfs-Gesundheitsmonitor» wurde im Auftrag von Interpharma von gfs.bern zum 18. Mal seit Einführung des KVG durchgeführt. Zwischen dem 9. März und dem 10. April 2015 wurden insgesamt 1210 Stimmberechtigte aus der ganzen Schweiz befragt.
«Gesundheitsmonitor 2015» - das Wichtigste in Kürze
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