Santésuisse: Versicherer sind nicht für Prävention zuständig

Der Verband der Krankenversicherer kritisiert die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten. Er befürchtet einen Kostenschub.

, 28. September 2015 um 14:29
image
  • versicherer
  • politik
Der Bund will in Zukunft die Gesundheitsförderung und Krankheitsvorbeugung intensivieren und besonders die Prävention nichtübertragbarer Krankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs oder Diabetes verbessern. Dazu entwickelt er die Nationale Strategie nichtübertragbarer Krankheiten, die sich bis am 28. September 2015 in der öffentlichen Konsultation befand. Der Verband der Krankenversicherer Santésuisse liess sich heute dazu vernehmen - und äussert «grosse Vorbehalte». 

Kein Geld für Prävention

Obschon die Zielsetzung einer «besseren Gesundheit» unterstützt wird, steht der Verband der Verwendung von zusätzlichen Prämiengeldern für die Prävention von nichtübertragbaren Krankheiten «sehr kritisch» gegenüber. «Gesundheitsförderung und Prävention ist Aufgabe der öffentlichen Hand und daher von Bund und Kantonen zu finanzieren», schreibt er in seiner Stellungnahme. 

«Sicherer Kostenanstieg»

Die Strategie habe das Potenzial, Präventionsleistungen systematisch ins Gesetz (KVG) und den Spezialerlass (KLV) aufzunehmen, was einen «sicheren Kostenanstieg» in der Grundversicherung bewirke. Eine weitere Erhöhung der Prämienlast durch die Vergütung von Präventionsmassnahmen durch die obligatorische Krankenversicherung lehnen die Krankenversicherer aber «nachdrücklich» ab. Dazu fehle aus heutiger Sicht die gesetzliche Grundlage. Die obligatorische Krankenpflegeversicherung versichere das Risiko der Krankheit und sei nicht zuständig für Prävention. 

Strategie mit Lücken

Die Strategie des Bundes erhebe den Anspruch, möglichst alle Aspekte der Prävention von nichtübertragbaren Krankheiten unter einer Dachstrategie zu vereinigen. Es fehle aber eine vollständige Erfassung der Ausgangslage, der internationale Vergleich sowie eine klare Priorisierung, um die heute in diversen Fonds vorhandenen Präventionsgelder «optimiert und zielorientiert» einzusetzen. Es fehle zudem die nachhaltige Verankerung der Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit in der Strategie. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Neue Spitaltarife sollen Qualität belohnen

Der Nationalrat will qualitätsabhängige Spitaltarife ermöglichen.

image

Kopfprämien sind endgültig vom Tisch

Das Parlament will am bisherigen System festhalten: Alle sollen die gleichen Krankenkassenprämien zahlen – unabhängig vom Einkommen und Vermögen.

image

Bundesrat genehmigt neue Tarife – und schon hoffen alle auf Änderungen

Fachärzte, Privatspitäler und die Pharma-Industrie finden die Tarife «untauglich» und «schlecht konzipiert».

image

Bund soll Tomographie-Untersuchungen kontrollieren

Zu teure Untersuchungen: Die Eidgenössische Finanzkontrolle fordert mehr Aufsicht. Zu vieles liege im Ermessen der Ärzte und Ärztinnen.

image

Zuerst in die Apotheke statt in den Notfall

Das fordert GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig. Er befürwortet deshalb eine 50-Franken-Gebühr für unnötige Notfallbesuche.

image

Verhandlungen zwischen Versicherern und Spitälern: ein «halber Misserfolg»

In Genf gibt es keine Einigung bei den Zusatzversicherungen. Patienten erhalten für bestimmte Behandlungen keine Kosten mehr zurückerstattet.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.