Santésuisse drängt auf mehr Wettbewerb

Der Krankenkassenverband hält eine Reform des Gesundheitswesens für «dringend nötig». Nun legt er Vorschläge vor, wie diese aussehen soll.

, 24. November 2015 um 12:55
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  • politik
Ohne Reform werde die Krankenversicherung mittel- bis langfristig nicht finanzierbar sein, sagte Heinz Brand, Nationalrat und Verwaltungsratspräsident des Krankenversicherungsverbands Santésuisse am Novemberkongress «Gesundheit 2020+» in Bern. Das Statement war die Ausgangslage für drei Experten und ihre Analysen, Reformvorschlägen und Denkanstösse. 
Martin Eling, Direktor des Instituts für Versicherungswirtschaft Universität St. Gallen, arbeitete die wichtigsten Themen für die Krankenversicherer heraus. Sie reichen von der Rolle der Kantone über die Finanzierbarkeit bis zur Innovation im Gesundheitswesen. 
Harry Telser vom Beratungsunternehmen Polynomics entwarf neue Modelle zur Finanzierung der medizinischen Leistungen. Im Zentrum steht eine neue Kategorisierung aller Leistungen.  

Neue Kategorien medizinischer Leistungen

Dabei soll die Unterscheidung von ambulanten und stationären Leistungen abgeschafft werden, um Fehlanreize zu beseitigen. Leistungen sollen neu in zwei Kategorien eingeteilt werden, nämlich  «frei verhandelbare» Leistungen auf einer Liste A und «regulierte» Leistungen auf einer Liste B.  
«Frei verhandelbare» Leistungen sollen nach wettbewerblichen Grundsätzen vergeben werden. Die Versicherer verhandeln mit den Leistungserbringern über einzelne Leistungen. Es herrscht Vertragsfreiheit. 
«Regulierte» Leistungen sollen nach transparenten Kriterien vergeben und vergütet werden. Kantone können diese Leistungen beispielsweise alle fünf Jahre neu ausschreiben, was einen gewissen Wettbewerbsdruck erzeugen soll. Für die Versicherer herrscht hier Vertragszwang. Es gibt eine klare Aufgabenteilung: Wer finanziert, soll auch verhandeln.  

Mehr Kooperation, mehr Integration

Olivier Girardin vom Beratungsunternehmen Hpartner stellte dar, wie mit permanenten Qualitätsverbesserungen die bestmögliche medizinische Behandlung zu angemessenen Kosten realisiert werden kann. 
Dazu braucht es seiner Ansicht nach einen Kulturwandel hin zu integrierten, kooperativen, transparenten, patientenzentrierten Versorgern. Ausserdem fordert er richtig gesetzte finanzielle Anreize, um unnötige Behandlungen zu verhindern, sowie eine vermehrte Ausrichtung auf Resultate. 
Für Santésuisse-Präsident Heinz Brand sind die Reformvorschläge nicht nur wegweisend, sondern auch dringend notwendig: «Wir fordern eine tiefgreifende Reform». Brand motiviert die Politiker, die Reformvorschläge vertieft zu diskutieren. 

  • Präsentation Novemberkongress «Gesundheit 2020+» (PDF)Präsentation Novemberkongress «Gesundheit 2020+» (PDF)
  • Rede Heinz Brand (PDF)

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