Remed: Mehr ärztliche Hilferufe im laufenden Jahr

Die Hilfsstelle für Mediziner in der Krise verspürt eine steigende Nachfrage. Die Hälfte der Anrufe kommt von Spitalärzten, wobei die Romandie übervertreten ist.

, 4. Dezember 2017 um 06:49
image
  • arbeitswelt
  • burnout
  • ärzte
Wenn Ärzte in eine Krise geraten, können sie auf das Unterstützungsnetzwerk Remed zurückgreifen, erreichbar über eine 24-Stunden-Hotline. Dort bieten andere Ärzte vertraulich Hilfe, etwa bei Sucht-, Stress-, Burnout-Situationen, bei gesundheitlichen oder privaten Krisen.
Die Nachfrage nach diesem Angebot ist offenbar deutlich gestiegen in jüngster Zeit. Wie die «Sonntagszeitung» (Print) erfuhr, gab es seit Anfang 2017 inzwischen 120 Anrufe bei Remed – dies, nachdem sich die Anzahl Beratungen in den Vorjahren bei jeweils rund 100 bewegt hatte.
Sechs von zehn Hilfesuchenden seien Frauen, sagte Peter Christen zur SoZ; Christen ist Allgemeinmediziner in Zürich und Leiter von Remed. «Viele Ärzte, die sich an uns wenden, sind verzweifelt und sehen keine Perspektiven mehr.»

Unregelmässige Dienstzeiten

Als häufigste Probleme erscheinen Burnout, Stress am Arbeitsplatz und Depressionen. Dabei sind fast die Hälfte der Hilfesuchenden Spitalärzte, was auch in etwa ihrem Anteil entspricht: 47 Prozent der Ärzte im Land arbeiten im stationären Sektor.
Christen vermutet aber, dass sich hier die Doppelbelastung von Beruf und Familie ein Faktor ist, derhier  zu Überlastung führt: «Unregelmässige Dienstzeiten und der Nachtdienst lassen sich schwer mit dem Familienleben vereinbaren.»

Kostendruck, Arbeitsdruck

Und: Ein Viertel der Anrufer stammt aus der Romandie, der relative Anteil ist hier also etwas höher. Womöglich könnte sich der im Welschland härtere Kostendruck in den Spitälern auch bei den Hilferufen niederschlagen.
Natürlich zeigen diese Zahlen nur eine feine Tendenz. Zu vermuten ist allerdings auch, dass sich hier etwas anderes erhärtet – nämlich dass der Druck zur 50-Stunden-Woche immer noch nicht in der Klinik-Realität umgesetzt ist. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Ärzte verweigern den ambulanten Pauschalen das Ja

Der neue Arzttarif Tardoc wird wohl 2025 eingeführt. Allerdings sind die Ärzte nach wie vor gegen die ambulanten Pauschaltarife.

image

Ärzteverbände fordern mehr Studienplätze

Trotz steigender Medizin-Studienabschlüsse fordert der Haus- und Kinderärzteverband mehr Studienplätze.

image

Preisgeld für Krebsforschung am Kantonsspital St. Gallen

Resistenzen gegen Hautkrebs-Therapien: Das ist das Forschungsthema des Dermatologen Lukas Flatz. Für seine Arbeit erhält er 250'000 Franken.

image

Schlaftracker können Schlaf nicht richtig messen

Geräte, die angeblich den Schlaf messen, sind ungenau und deshalb unnütz – oder sogar schädlich, wie ein Schlafmediziner befürchtet.

image

So wollen junge Ärzte das Gesundheitswesen ändern

Junge Ärztinnen und Ärzte kritisieren die veralteten Strukturen im deutschen Gesundheitssystem. Mit zehn Forderungen wollen sie dieses erneuern.

image

Wo Ärzte und Ärztinnen am meisten verdienen

Europäische Ärzte verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen und Kolleginnen in den USA.

Vom gleichen Autor

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.