Physiotherapeuten kritisieren Tarif für Tele-Physio

Der Bundesrat erlaubt für zwei Monate Tele-Physiotherapie. Physioswiss kritisiert, dass nur 22 Taxpunkte abgerechnet werden dürfen.

, 30. Dezember 2020 um 11:30
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«Viel zu niedrig» sei der Tarif für eine physiotherapeutische Behandlung via Videokonferenz: So bemängelt der Berufsverband Physioswiss dieneusten Regelungen des Bundesamts für Gesundheits (BAG).

Bis Ende Februar ist Tele-Physio erlaubt

Das BAG will sicherstellen, dass Patienten in den nächsten zwei Monaten trotz Pandemie weiterbehandelt werden können. Deshalb sind bis Ende Februar physiotherapeutische Videokonferenzen erlaubt und können via Krankenkassen abgerechnet werden.

22 Taxpunkte sind für Physioswiss zu wenig

Den Verband stört aber, dass die Physiotherapeuten nur 22 Taxpunkte für eine Sitzung in Rechnung stellen dürfen. Das entspricht je nach Kanton 21 bis rund 25 Franken. Das sei nicht kostendeckend.
«Der Videokontakt kann deshalb lediglich 10 bis 15 Minuten dauern und entspricht damit nicht einer normalen physiotherapeutischen Behandlung», teilt der Verband mit.

Mehr Patienten möchten Video-Behandlung

Physioswiss ist sehr interessiert an einer Digitalisierung der Physiotherapie. Denn der Verband hat festgestellt: «Viele Patienten wollen bei physiotherapeutischen Behandlungen derzeit den nahen physischen Kontakt auf ein Minimum reduzieren.»
Im Vergleich zum Frühjahr hat sich die Situation für die Praxen offenbar verschärft. «Besonders in Regionen, in denen die Corona-Fallzahlen hoch sind, verlangen die Patienten vermehrt physiotherapeutische Videositzungen, damit die Therapieziele erreicht werden können», schreibt der Verband.

Physioswiss möchte weiterhin Tele-Physio anbieten

Physioswiss lobt denn auch ausdrücklich die Wirkung von Tele-Physio: Besonders Beratungen und Instruktionen könnten per Video-Kanal in hoher Qualität vermittelt werden. «Sie dienen auch der Kontrolle und Motivation zur Erreichung der Therapieziele; und sie fördern die Eigenverantwortung», stellt der Verband fest.
Physioswiss hofft deshalb, dass die Tele-Physiotherapie auch nach der Pandemie möglich bleibt und diese Leistungen weiterhin bei den Krankenkassen abgerechnet werden können. Allerdings zu einem höheren Tarif.

Ergotherapie und Logopädie erhielten auch neue Tarifposition

In einer ähnlichen Position wie die Physiotherapeutinnen sind auch Ergotherapeuten und Logopädinnen. Auch für sie musste das BAG neue Ansätze festlegen. In der Ergotherapie können 24 Taxpunkte pro Sitzung, in der Logopädie 19,5 Taxpunkte abgerechnet werden.
Bei anderen Anbietern - etwa Psychiatern, Psychotherapeutinnen, Hebammen und Ernährungsberatern - existieren bereits Tarifpositionen wie «telefonische Konsultation», die bei der Behandlung per Videokonferenz zur Anwendung kommen.
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