Pflegeroboter: Die neuen Stationskollegen

Sie heissen Robear, Dinsow, Paro oder Tug: Pflegeroboter erobern von Japan aus Spitäler und Pflegeheime. Sie sind in der Lage, immer anspruchsvollere Aufgaben zu übernehmen.

, 13. Februar 2018 um 07:51
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In keinem Land der Welt haben Pflegefachpersonen schon häufiger einen Roboter als Kollegen als in Japan. Grund ist die Demographie: Gemessen an allen OECD-Ländern hat Japan den höchsten Anteil von über 75jährigen Menschen. Wer in die Zukunft des Gesundheitswesens schauen will, sollte darum zuerst einen Blick nach Japan werfen.  
Dort kommen Roboter für immer anspruchsvollere Aufgaben in Spitälern, Pflege- und Altersheimen zum Einsatz. Grössere Roboter übernehmen unterstützende Aufgaben wie bewegen und umlagern von Patienten, kleinere dienen primär dazu, den Patienten Gesellschaft zu leisten oder mit ihnen Spiele und Übungen zu machen. 
Die Roboter werden nicht primär aus Spargründen eingesetzt, sondern um den Fachkräftemangel abzufedern. Ausserdem sollen sie helfen, die körperliche Belastung des Pflegepersonals zu reduzieren. Dabei tragen die Roboter immer menschlichere Züge. 

Der Starke: Robear

Robear - der Name sagts - ist ein Bär von einem Roboter und schon vielerorts im Einsatz. Er wurde von den japanischen Forschungslabors Riken und Sumitomo Riko Labs entwickelt und kann richtig anpacken: Er kann Patienten von einer stehenden oder liegenden Position oder sogar vom Boden aus aufheben, ihn aufstellen oder in einen Rollstuhl hieven. Er kann einen Patienten auch von Punkt A zum Punkt B - also etwa vom Krankenbett zur Toilette - tragen oder ihn im Bett umlagern und umdrehen.

Der Begleiter: Dinsow 

Der Roboter Dinsow ist dazu da, Unterhaltungs- und Überwachungsfunktionen zu übernehmen: Er sitzt am Krankenbett und kann Telefonanrufe - zum Beispiel des Arztes - entgegennehmen. Er macht mit den Patienten Bewegungsübungen. Er löst einen Alarm aus, wenn der Patient aufsteht oder verschwindet. Er spielt die Lieblingsmusik des Patienten oder zeigt ihm seine Lieblingsfotos. Er macht Spiele oder Hirntrainings oder er erinnert an die Medikamenteneinnahme. Entwickelt wurde er von der thailändischen Firma CT Asia Robotics. Das erste Modell kam 2009 auf den Markt, die jüngste Version ist der Tischroboter Dinsow mini.

Der Treuherzige: Paro

Paro ist eine Roboter-Robbe, die therapeutisch eingesetzt wird, um Demenzkranke zu therapieren. Sie wurde vom japanischen Ingenieur Takanori Shibata entwickelt und zeigt Reaktionen auf Personen: So kann sie Stimmen und Bewegungen erkennen und Laute wie Quietschen und Pfeifen von sich geben. Sie bewegt den Kopf, nuckelt am Nuggi und mag es, gestreichelt zu werden. Paro wurde auch schon in der Schweiz gesehen. 

Der Bote: Tug

Tug ist in US-amerikanischen Spitälern bereits weit verbreitetet und dazu da, das Pflegepersonal bei Botengängen zu unterstützen. Er ist ein autonomer, mobiler Roboter, der diverse Güter wie Medikamente, Laborproben oder Mahlzeiten oder Verschreibungen durch die Spitalgänge transportieren und so zum reibungslosen Spitalbetrieb beitragen kann. Laut der Entwicklerfirma Aethon sind schon weit über 1'000 Tugs in Spitälern im Einsatz. Er soll das Pensum von 2,8 Vollzeitstellen bewältigen können. 
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