Der einflussreichste Gesundheitspolitiker im neuen Parlament

Der Tessiner Arzt und FDP-Fraktionschef Ignazio Cassis ist der neue starke Mann der Gesundheitsbranche in Bern. Die wichtigste Interessenvertreterin heisst Ruth Humbel. Hier sind die zehn einflussreichsten Gesundheits-Lobbyisten auf einen Blick.

, 27. November 2015 um 08:16
image
  • politik
  • wirtschaft
  • ignazio cassis
  • ruth humbel
Am 30. November tritt das Parlament in neuer Formation zusammen, und schon am 1. Dezember gibt es für alle National- und Ständeräte, die es möchten, einen kleinen Pieks. Am so genannten Parlamentarierimpftag können sie ein Zeichen für die Prävention setzen und sich in Bern gegen die Grippe impfen lassen. Die Quote dürfte höher ausfallen als im impfmüden Rest der Bevölkerung, denn viele Parlamentarier werden sich wohl als Interessenvertreter der Gesundheitsbranche auf ihre Vorbildfunktion besinnen.

Die Parlamentarier mit den wichtigsten Interessen im Gesundheitswesen

Ignazio Cassis (FDP, TI): Der ausgebildete Mediziner politisiert seit 2007 in Bern mit Schwerpunkt Gesundheits- und Sozialpolitik. Als frisch gewählter FPD-Fraktionschef hat er das Zeug, in die Fussstapfen des zurückgetretenen FDP-Schwergewichts Felix Gutzwiller zu treten. Fürs Präsidium der Kommission für Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats ist er gesetzt. Cassis präsidiert den Krankenkassenverband Curafutura sowie den Verband Heime und Institutionen Schweiz Curaviva. Zudem zieht er im Forum Managed Care und dem Swiss eHealth Forum die Fäden. 
Ruth Humbel Näf (CVP, AG): Die Aargauerin gilt als einflussreichste Lobbyistin der Branche; als als Beruf gibt sie folgerichtig «Beraterin im Gesundheitswesen» an. Hier eine Auswahl aus ihrer Mandatesammlung: Concordia Versicherung, Klinik Villa im Park, Pro Senectute Kanton Aargau, Schweizerische Stiftung für Klinische Krebsforschung (SSKK), Stiftung VITA Parcours, Schweizerische Diabetes-Gesellschaft (SDG), der IG Seltene Krankheiten, Stiftung Schweizerische Akademie Chiropraktik.
Heinz Brand (SVP, GR): Der Jurist ist Verwaltungsratspräsident des Krankenkassenverbands Santésuisse.
Lorenz Hess (BDP, BE): Der PR-Berater der Berner Lobbyagentur Furrerhugi sitzt im Beirat der Medizinischen Fakultät der Universität Bern, ist Verwaltungsrat des Krankenversicherers Visana Services und sitzt im Zentralvorstand des Spitex Verbands. 
Margret Kiener Nellen (SP, BE): Die Rechtsanwältin sitzt im Verwaltungsrat des Universitätsspitals Insel Bern und der Spital Netz Bern AG sowie dem Berner Bildungszentrum Pflege. 
Jean-François Steiert (SP, FR): Der Freiburger arbeitet im Bildungswesen und macht seinen Einfluss als Mitglied der Schweizerischen Stiftung für klinische Krebsforschung (SSKK), dem Dachverband Komplementärmedizin und der Schweizerischen Alzheimervereinigung geltend. 
Jürg Stahl (SVP, ZH): Der gelernte Drogist ist Mitglied der Geschäftsleitung der Groupe Mutuel und Mitglied der Arbeitsgruppe Gesundheitswesen VIPS (Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz).
Pascale Bruderer Wyss (AG, SP): Auch aus familiärer Betroffenheit engagiert sie sich für die Gehörlosen, unter anderem im Verein für Gehörlosenhilfe. Früher arbeitete sie als Geschäftsführerin der Krebsliga Aargau, heute präsidiert sie die Behinderten-Dachorganisation Integration Handicap.
Bea Heim (SP, SO): Die Rhythmik- und Heilpädagogin präsidiert die Pro Senectute des Kantons Solothurn, ist Mitglied im Palliative Care Netzwerk ihres Kantons und präsidiert den Spital Club Solothurn. 
Laurence Fehlmann Rielle (SP, GE): Gut möglich, dass die neu gewählte Nationalrätin in die Fussstapfen von Liliane Maury Pasquier tritt. Sie ist ist ausgebildete Gesundheitsökonomin und beruflich in der Alkoholprävention tätig. 
Quelle: Interessenbindungen der National- und Ständeräte, Stand 4. November 2015
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Efas: Das Referendum ist am Ziel

Das Volk wird voraussichtlich im September über die neue Gesundheits-Finanzierung abstimmen.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Ein Gruss aus der sozialistischen Planwirtschaft

Unklare Ziele, diffuse Verantwortung, aber viel Bürokratie: Der Qualitätsartikel im KVG ist ein fehlkonstruiertes Monster.

image

«Professionelle Dolmetschdienste sind übertrieben»

Der Nationalrat will nichts wissen von einer einheitlichen Vergütungspflicht für Dolmetscherdienste im Gesundheitsbereich. Auch dank Digitalisierung und KI sei dies nicht nötig.

image

Pflegeheim: Welcher Wohnsitz gilt?

Der Nationalrat will, dass Bewohner eines Pflegeheims beim Heimeintritt wählen können, ob sie den Steuersitz verlegen oder den alten behalten können.

image

«Die Tarifpartnerschaft ist nicht ebenbürtig»

Der umstrittene Tarifeingriff in der Physiobranche ist noch nicht in Kraft. Lange will die Gesundheitsministerin aber nicht mehr warten.

image

Krebsmedikamente haben Gewinnmarge von 85 Prozent

Ein altes Anliegen ist erneut im Parlament: die horrenden Kosten für Krebsmedikamente.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.