Nach den Hamsterkäufen nun keine Lust mehr auf Medikamente

Nach einem gigantischen Anstieg der Medikamentenverkäufe im März herrscht in den Schweizer Apotheken nun Flaute.

, 10. Juni 2020 um 10:11
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Schweizerinnen und Schweizer haben im März so viele Medikamente gekauft und gehortet wie noch nie. Das zeigt die neuste Statistik des Schweizerischen Apothekenverbands Pharmasuisse. In nur einem Monat hamsterten Kunden insgesamt vier Millionen Packungen mehr als üblich.

Bundesrat verbot Hamsterkäufe

Besonders begehrt waren Grippe- und Schmerzmittel. 2019 verkauften die Apotheken im März 1,3 Millionen solcher Medikamente. Dieses Jahr waren es mehr als doppelt so viele, nämlich über 3 Millionen Packungen. «Besorgte Kunden tätigten Hamsterkäufe von Grippe- und Schmerzmitteln», bilanziert Pharmasuisse.
Angesichts der Panikkäufe sah sich der Bundesrat am 18. März sogar dazu gezwungen, die Abgabe bestimmter Medikamente zu beschränken, um die Versorgung mit wichtigen Medikamenten langfristig zu sichern. Diese Verordnung gilt nach wie vor und wird voraussichtlich erst Ende August wieder aufgehoben.

Nur Vitamine sind nach wie vor gefragt

Nötig wäre sie allerdings nicht mehr. Denn nun spüren die Apotheken einen massiven Rückgang der Nachfrage, vor allem bei Erkältungsmitteln und Entzündungshemmern. Die einzigen Präparate, die derzeit mehr als im Vorjahr über die Theke gehen, sind Vitamine.
Pharmasuisse stellt zwar fest: «Nach der Wiedereröffnung von Arztpraxen und der schrittweisen Lockerung der Corona-Massnahmen nimmt der Geschäftsgang in den Apotheken langsam wieder zu.» Allerdings liegen die Verkäufe immer noch unter dem Durchschnitt.
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Nach dem grossen Anstieg im März, haben die Verkäufe von Medikamenten im April massiv abgenommen. Die grüne Kurve zeigt die Zahl der monatlich verkauften Packungen im letzten Jahr. Auf der blauen Kurve ist der diesjährige Verlauf mit der Spitze im April abzulesen. | Grafik: Pharmasuisse
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