Kassen sollen zahlen

CVP-Nationalrat Gerhard Pfister will den Spielraum der Krankenversicherer bei der Kostenübernahme von seltenen Krankheiten einengen.

, 23. Juni 2015 um 09:18
image
  • politik
  • versicherer
  • gerhard pfister
Eltern, deren Kinder unter seltenen Krankheiten leiden, sollen sich nicht mehr um die Finanzierung der Medikamente kümmern müssen. Die Arzneien sollen in jedem Fall vergütet werden, auch wenn die Kostenübernahme durch die Versicherung rechtlich unklar ist. Dies fordert der Zuger CVP-Nationalrat Gerhard Pfister in einer Motion. Eltern von Kindern, die unter solchen Krankheiten leiden, müssten von Verhandlungen mit den Versicherern entlastet werden, argumentiert Pfister. 
Pfister verlangt gemäss «Tages-Anzeiger», dass die Versicherung und das jeweilige Pharmaunternehmen sich über die Kosten einer Therapie einigen müssen. Falls keine Einigung erzielt wird, kann die Versicherung ein Schiedsgericht anrufen, das den Preis der Therapie festlegen würde. Pfisters Vorstoss ist persönlich motiviert. Er kennt eine Familie persönlich. Die Eltern, Christoph und Hanny Poincilit aus Unterägeri im Kanton Zug, haben drei Kinder, die alle an der Variante C des Niemann-Pick-Syndroms leiden, einer sehr seltenen Erbkrankheit. Diese Stoffwechselkrankheit führt zum schleichenden Abbau geistiger und körperlicher Funktionen. Die Krankheit ist nicht heilbar, mit Medikamenten kann nur der Krankheitsverlauf verlangsamt werden. Bekannt wurde die Familie letztes Jahr durch einen Dok-Film des Schweizer Fernsehens.

20'000 Franken pro Monat

Bei Medikamenten gegen seltene Krankheiten, die nicht kassenpflichtig sind, haben die Kassen einen grossen Spielraum bei der Kostenübernahme. Oft zahlen sie nur einen Teil oder sogar gar nichts. Dies musste auch die Familie Poincilit erfahren, deren Kinder auf ein Medikament angewiesen sind, das pro Monat rund 20 000 Franken kostet. Als seltene Krankheit gelten solche, von denen auf 10 000 Einwohner weniger als 4 Personen betroffen sind. Rund 70 Prozent der von der Heilmittelbehörde Swissmedic zugelassenen Arzneimittel für seltene Krankheiten werden von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen. Ein Teil der Medikamente ist auf der Medikamentenliste für Geburtsgebrechen. In diesem Fall zahlt bis zum 20. Lebensjahr die IV. Für die restlichen Medikamente muss bei den Kassen ein Gesuch um Kostengutsprache eingereicht werden.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

«Das Problem ist die Bürokratie, welche die Kassen selber mitverursachen»

Der Kardiologe Michel Romanens kämpft seit Jahren gegen die WZW-Ermittlungs-Verfahren der Versicherer. Nun erhält er massive Unterstützung durch ein Bundesgerichts-Urteil. Was sind die Folgen?

image

«Es gibt immer noch Unter- und Fehlversorgung»

Zum Tag der seltenen Krankheiten soll auf die über eine halbe Million Betroffenen im Land aufmerksam gemacht werden. Woran fehlt es? Ein Interview mit Christine Guckert von der Kosek.

image

Ältere Ärztinnen und Ärzte werden vom EPD befreit - wenigstens vorläufig

Wird die Ärzteschaft dazu gezwungen, das EPD bereits in zwei Jahren aufzuschalten, könnten die älteren Semester vorzeitig abspringen.

image

EPD: Übungsabbruch ist kein Thema

Nach dem Nationalrat stimmt am Dienstagmorgen auch der Ständerat einer Übergangsfinanzierung für das EPD zu.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

EPD: Noch mehr Geld und Zwang machen es auch nicht besser

Ein brauchbares elektronisches Patientendossier wäre überfällig. Aber weiterhin sind wichtige Fragen offen. Zum Beispiel: Wie müsste das EPD sein, damit es auch genutzt wird? Warum fehlen viele praktische Features?

image

These: Die Tarifpartnerschaft funktioniert grundsätzlich nicht

Der Tarifstreit in der Physiobranche bleibt aktuell. Politikerinnen fragen nun, ob die Tarifpartnerschaft bewusst ausgebremst wird. Der Bundesrat nahm jetzt Stellung.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.