Menschen zwischen 50 und 59, die ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten oder Hirnschläge haben, sollten täglich eine geringe Aspirin-Dosis zu sich nehmen: Diese Empfehlung hat die USPSTF in Washington ausgesprochen.
Die
U. S. Preventive Services Task Force USPSTF ist ein unabhängige Organisation zur Förderung von Prävention und evidenzbasierter Medizin, die von staatlichen Stellen anerkannt wird. Ihre neue Empfehlung basiert auf einem unabhängigen Expertengremium; jetzt ist der Aspirin-Tipp in der Anhörung: Bis Mitte Oktober können Ärzte und Betroffene Stellung nehmen dazu.
Die erwähnten Experten – Mediziner der Universitäten von Washington und Stanford sowie von Kaiser Permanente – überprüften rund 3'400 medizinische Abhandlungen auf das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Aspirin, insbesondere bei Herzerkrankungen.
Ihr Ergebnis: Bei Menschen, welche die alte Kopfwehtablette langfristig benutzen – über Jahre hinaus –, sind sowohl Herzinfarkte als auch Hirnschläge seltener. Kommt hinzu, dass bei Aspirin-Dauerverwendern auch das Risiko sinkt, an Darmkrebs zu erkranken.
Um diese positiven Tendenzen zu erreichen, genügen tiefe Tages-Dosierungen von 75 bis 100 Milligramm.
Verstärkte individuelle Prüfung
Auf der anderen Seite krebste das USPSTF-Gremium auch ein bisschen zurück. Ursprünglich hatte es die Empfehlungen auch für ältere Personen geprüft – konkret für Menschen bis 69. Das Nutzen-Profil war hier offenbar ähnlich, allerdings schien unklar, ob es so positiv ist, dass es die stärkeren Nebenwirkungen überspielen kann. Die USPSTF spricht sich hier für eine verstärkte individuelle Prüfung aus.
«Die Menschen, denen wir Aspirin empfehlen, haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber andererseits kein grösseres Risiko für Blutungskomplikationen», sagte Doug Owens, einer der Experten, gegenüber der
Nachrichtenagentur «Reuters».
«Gründlicher Job» oder «schlicht falsch»?
Sowohl bei jüngeren Menschen (unter 50) als auch bei Älteren (über 70) wagte die USPSTF keine Empfehlung: Der Nutzen einer Langfrist-Verwendung von Aspirin sei hier zu unklar.
«Insgesamt hat die USPSTF einen wirklich gründlichen Job gemacht», urteilte Mark Creager, der Präsident der American Heart Association, gegenüber «Reuters». «Ich denke, sie liegen genau richtig bei der Evaluation der Daten, der Art ihrer Empfehlung, der Beteiligung und bei der Intensität der Empfehlung.»
Allerdings gab es auch klare Kritik. Der Chefarzt für Herz-Kreislaufmedizin an der Cleveland Clinic, Steven E. Nissen, nannte die Empfehlung «schlicht und einfach falsch». Im
«Wall Street Journal» sagte Nissen, es gebe «Millionen Amerikaner, die auf Asprin sind, es aber nicht sein sollten.»
Ganz offiziell ist die Sache allerdings sowieso nicht: Die Aufsichtsbehörde FDA weigerte sich letztes Jahr, Aspirin als Präventionsmittel für Herz- und Hirnschlag-Patienten einzustufen.