Eine Frau stösst Pharmasuisse-Präsidenten vom Thron

Erfolgreicher Putschversuch beim Apothekenverband Pharmasuisse: Martine Ruggli löst Fabian Vaucher an der Spitze ab.

, 9. September 2020 um 11:57
image
  • pharmasuisse
  • apotheken
  • medikamente
Sie forderte den amtierenden Pharmasuisse-Präsidenten heraus - und gewann: Martine Ruggli hat Fabian Vaucher von der Spitze des Apothekenverbands verdrängt, wie Medinside direkt aus der Wahlversammlung mitgeteilt erhalten hat.

Frischer Wind im Verband

Ruggli sieht sich als «klare Alternative» zu Fabian Vaucher. Sie will frischen Wind in den Verband bringen. Die Freiburgerin ist studierte Pharmazeutin. Bis 2018 war sie rund 18 Jahre lang für Pharmasuisse tätig. Zuletzt als Direktionsmitglied und Departementsleiterin für Innovationen und Internationale Beziehungen.
Sie verliess den Verband, weil sie mit der neuen Ausrichtung unter Fabian Vaucher nicht einverstanden war. Der Verband müsse stärker mit den Kantonen, Gruppierungen, Ketten aber auch mit anderen Leistungserbringerverbänden zusammenarbeiten, findet sie.

Ruggli will sich mehr um einzelne Apotheken kümmern

Das sei nötig, weil ein neuer Tarif vor der Einführung stehe. Sie kritisierte dabei vor allem das Vorgehen der aktuellen Leitung. «Aus meiner Sicht wurde die Basis nicht genügend involviert», sagte sie im Interview mit Medinside.
Man müsse der Basis zeigen, was dieser neue Tarif für die Einnahmen der einzelnen Apotheken bedeute:  «Die ganze Reform muss kostenneutral sein - was heisst das für eine Landapotheke, was für eine Stadtapotheke? In den Apotheken ist man verunsichert.»

Vaucher wusste um die Kritik

Dass sein Sitz wackelt, war sich der nun gestürzte Fabian Vaucher bewusst. Gegenüber Medinside sagte er im Vorfeld der Wahlen: «Dieses Mal geht es weniger um die Personen als um einen Richtungsentscheid.» Es gehe darum, welche Rolle der Verband beim Wandel der Apotheken hin zu Gesundheitsversorgern einnehmen soll.
Martine Ruggli will ganz klar eine starke Rolle des Verbands. Vaucher hingegen wollte lieber die Apotheken selber handeln lassen. «Die Haltung der Romandie, die hinter Ruggli steht, ist – zugespitzt – eine sozialistische Haltung. Meine ist derweil eine marktliberale Haltung, wie es sie in der Deutschschweiz stärker gibt», sagte er im Interview mit Medinside.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Der Ticker

Schritte und Fortschritte im Gesundheitswesen

Spital Grabs: Knieersatz mit Roboter ++ USA: Abnehmspritze für Herz-Kreislauf-Risiken ++ Reha Tschugg mit neuer Privatstation ++ Reha Bellikon eröffnet Neubau ++ Neues Brustzentrum im Bernbiet ++ So sieht das neue Spital fürs Tessin aus ++

image

Krebsliga will keine Geheimpreise mehr bei Medikamenten

Ausgerechnet die Krebsliga ist dagegen: Der Bundesrat soll künftig keine vertraulichen Rabatte mehr mit der Pharmaindustrie vereinbaren.

image

29 von 30 Apotheken wollten teurere Medikamente verkaufen

Ein Test des «K-Tipps» gibt ein wenig schmeichelhaftes Bild ab: Nur eine Apotheke empfahl wunschgemäss auf Anhieb das billigste Medikament.

image

Apothekenriese Phoenix plant weitere Expansion in der Schweiz

Die Benu-Apothekengruppe hat soeben die 100. Filiale im Land eröffnet. Es sollen noch mehr werden.

image

Fencheltee im Visier von Swissmedic

Das Heilmittelinstitut rät Schwangeren, Säuglingen und Kindern unter 4 Jahren von einer Einnahme ab. Das in Fencheltee enthaltene Estragol könnte die Gesundheit schädigen.

image

Viele neue Krebs-Medikamente haben wenig Nutzen

Besonders enttäuschend erscheinen dabei die Wirkstoffe, die in Europa nach einem beschleunigten Verfahren zugelassen wurden.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.