Concordia: Tarifgespräche mit drei Privatspitälern gescheitert

Erneut schauen Zusatzversicherte in die Röhre, diesmal in Basel. Drei Kliniken befinden sich mit Concordia in eine vertragslosen Zustand.

, 29. März 2017 um 14:44
image
Merian Iselin Klinik, das St. Claraspital und das Bethesda Spital: Die drei wichtigsten Basler Privatspitäler haben die Tarifverhandlungen mit Concordia abgebrochen.
Der Krankenversicherer ist zwar weiterhin bereit, die aktuell geltenden Tarife zu bezahlen, will aber auf die neuen Preisforderungen der Spitäler nicht eintreten. Laut einer Mitteilung von Concordia hatten die drei Häuser eine Preiserhöhung von bis 25 Prozent gefordert; es ging dabei um die Jahre 2017 bis 2019. Concordia lehnte dies ab – unter anderem mit dem Hinweis, dass die Tarife der Basler Häuser jetzt schon zu den höchsten im Land gehören. Seit 2012 hätten sie ihre Preise auch stetig erhöht. 

Selbstzahlertarif ab April

Die ordentlichen Verhandlungen über die Tarife in der privaten und halbprivaten Abteilung waren seit drei Monaten geführt worden. Vor wenigen Tagen, am 21. März, hätten die zuständigen Spitalführungen die Gespräche abgebrochen. 
Ab 1. April würde nun allen eintretenden Concordia-Versicherten der massiv höhere Selbstzahlertarif verrechnet. 
Concordia wiederum führt zeitgleich sogenannte Maximaltarife für die erwähnten drei Spitäler ein; beziehungsweise sie plafoniert ihre Entschädigungen auf einem gewissen Niveau.

Das Problem wird akuter

Konflikte dieser Art sind keine Seltenheit, sie wurden aber lange nur in Ausnahmefällen spürbar für die Patienten. Offenbar wird es nun aber zunehmend konkret. In Solothurn gab es ab letzten Spätsommer solch eine Pattsituation, nachdem zwischen Helsana und CSS einerseits, den Solothurner Spitälern SoH andererseits ein vertragsloser Zustand geschwelt hatte. 
Helsana verzichtete bald einmal darauf, Halbprivat- und Privat-Kunden die vollen Kosten einer Behandlung etwa im Bürgerspital Solothurn, im Kantonsspital Olten oder im Spital Dornach erstatten. Der Streit drehte sich damals um eine Tariferhöhung um 17,5 Prozent, welche die SoH-Gruppe gefordert hatte. 
Die CSS hat sich inzwischen mit den Solothurner Spitälern geeinigt, die Tarifverhandlungen zwischen Helsana und SoH wurden wieder aufgenommen.
Recht drastisch war der Streit zwischen KPT und der Genolier-Klinik: Im Herbst 2015 forderte der Berner Versicherer rund 300 Privat- oder Halbprivat-Kunden auf, sich andernorts behandeln zu lassen. Der Genolier-Konzern Swiss Medical Network beschwerte sich daraufhin bei der zuständigen Aufsichtsbehörde Finma. Eine einvernehmliche Lösung schien lange Zeit ausser Reichweite – sie gelang aber doch mit einem Vertrag, der über fünf Jahre sinkende Tarife vorsieht. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Krankenkassen: Gezielte Empfehlungen sollen künftig erlaubt sein

Bisher dürfen Krankenversicherungen ihre Kunden nicht je nach ihrer Erkrankung über geeignete Massnahmen informieren. Das soll anders werden.

image

Zwei Professoren für Palliative Care am Bethesda Spital

Am Bethesda Spital Basel arbeiten erstmals zwei Professoren der Palliative Care Seite an Seite: Christopher Böhlke wurde zum Titularprofessor der Universität Basel ernannt und ergänzt damit das Team um Chefarzt Jan Gärtner.

image

Gehälter von KVG-Managern «haben inakzeptable Höhen erreicht»

Die Kommission für soziale Sicherheit des Nationalrats kritisiert die hohen Gehälter einiger Krankenkassenmanagern und schlägt eine gesetzliche Deckelung vor.

image

Baselbieter Kantonsparlament stützt UKBB

Das Universitäts-Kinderspital beider Basel soll frische Subventionen erhalten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Der Entscheid im Landrat war deutlich. Doch es gibt auch Misstrauen.

image

Basel: Privatspitäler lösen ihren Verband auf

Die Basler Privatspitäler-Vereinigung wird liquidiert. Man wolle «den Austausch zukünftig offen und flexibel angehen», so die Erklärung.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.