Die Apotheken sind Anlaufstelle Nummer 1

Soll die Gesundheitsversorgung stärker in die Apotheken verlagert werden? Die Bevölkerung wäre jedenfalls dafür zu haben. Dies besagt der neue «Apothekenmonitor».

, 17. Juni 2016 um 08:13
image
  • medikamente
  • apotheken
  • pharmasuisse
Ganz überraschend ist das Ergebnis ja nicht: Dass Apotheker sogar ein besseres Image als Ärzte haben, besagten unlängst erst wieder Erhebungen aus Deutschland. Der neue «Apothekenmonitor», durchgeführt vom Forschungsinstitut gfs.bern, besagt nun, dass die Pharma-Profis auch in der Schweizer Bevölkerung ein enorm hohes Vertrauen geniessen.
Denn in der repräsentativen Umfrage sagten 97 Prozent aus, dass sie ihrer Apotheke sehr oder eher vertrauen; und 95 Prozent äusserten sich sehr  oder eher zufrieden mit dem Service. Die Befragung wurde unter 1'220 Personen durchgeführt (und zwar, auch das muss gesagt sein, im Auftrag des Apothekenverbandes Pharmasuisse).

gfs.bern, «Apothekenmonitor 2016». Studie im Auftrag der PharmaSuisse, Juni 2016.

Die Ergebnisse deuten an, dass die Bevölkerung ein grosses Interesse an neuen Apotheken-Angeboten wie Gesundheits- oder Vorsorgetests hat; dies gilt besonders für Junge, Berufstätige oder Menschen in städtischen Gebieten. Beispielsweise würden 63 Prozent gern Polymedikations-Checks in ihrer Apotheke durchführen, und 75 Prozent finden die Apotheke eine gute Anlaufstelle für einen Blutdruck-Test.
Grundsätzlich erscheint die Apotheke jetzt für einen Grossteil der Bevölkerung bei leichten Gesundheitsstörungen als naheliegendere Adresse als der Arzt. Konkret: Zwei Drittel (62 Prozent) sagten aus, dass sie die Apotheke für eine Erstabklärung bei gesundheitlichen Problemen wählen würden. Ausgeprägt ist diese Haltung bei bestimmten Gruppen: Es sind dies die Jüngeren, aber auch die Menschen in der Westschweiz sowie Personen mit mittlerer Franchise.

Mit Marktveränderungen ist zu rechnen

Im Vergleich zu den beiden Vorjahren erscheint die Diskussion rund um Preise von Dienstleistungen und Medikamenten in der diesjährigen Erhebung klar weniger prägend (was aber bekanntlich viel damit zu tun haben kann, was gerade in den Medien thematisiert wird). Doch auch insgesamt, so schreibt das Team um gfs-Studienleiter Lukas Golder, scheine die Zahlungsbereitschaft für einzelne Dienstleistungen zu steigen.
Interessant: Die Nachfrage nach dem Online-Versand von Medikamenten sei weiterhin auf tiefem Niveau. «Offensichtlich wird der direkte Austausch geschätzt, denn je stärker die Abneigung gegen Online-Versandapotheken, desto grösser die Zufriedenheit mit dem Service in Apotheken», interpretiert die Studie im Auftrag von Pharmasuisse. «Nichtsdestotrotz verweisen die Angaben zu den verschiedenen webbasierten Dienstleistungen (Netcare, Nutzung soziale Medien) zumindest in der Gruppe der unter 40-Jährigen auf steigende Tendenzen. Ganz ähnlich wie im Detailhandel generell ist mit damit einhergehenden Marktveränderungen zu rechnen.»

Neue Rolle als Chance

Weil Apotheken immer mehr zum Eingangstor des Gesundheitswesens werden und sich ihre Rolle weg vom reinen Medikamentenverkäufer hin zum Gesundheitscoach und Dienstleister wandelt, steigen auch die Anforderungen und Erwartungshaltungen, so ein weiterer Befund der Studie.
«Die neuen Rollen und erweiterten Kompetenzen in der Grundversorgung sind für die Apotheken eine Chance», so denn die Interpretation von Fabian Vaucher, Präsident des Apothekerverbands PharmaSuisse.
  • Bild: Oliva, «First Aid» | Flickr CC
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zwei Unternehmen erhalten Geld für Covid-19-Medikamente

Der Bund will zwei Schweizer Pharmaentwickler-Firmen mit Millionen unterstützen, sofern das Covid-19-Gesetz im Juni angenommen wird.

image

Bei Engpässen dürfen Apotheken benötigte Wirkstoffe nun über die OKP verrechnen

Das EDI will den Zugang zu bestimmten lebenswichtigen Medikamenten verbessern und erleichtert nun die Vergütung von den in Apotheken hergestellten Arzneimitteln.

image

Forscher arbeiten an kürzeren Beipackzetteln

2500 Wörter, jedes zwanzigste noch dazu ein Fremdwort: Packungsbeilagen von Medikamenten sind oft eine Zumutung. Fachleute wollen das ändern.

image

Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder weltweit gesunken

Knapp 70 Millionen Kinder sind laut neusten Unicef-Zahlen zwischen 2019 und 2021 gar nicht oder nur unzureichend geimpft worden. Grund soll die Corona-Pandemie gewesen sein.

image

«Die Tierversuche waren erfolgreich – jetzt fehlt der Nachweis beim Menschen»

Rocketvax entwickelt drei Impfstoffe gegen Sars-CoV-2. Vladimir Cmiljanovic verrät, weshalb er sich kein 4. Mal mit mRNA impfen lassen würde und erklärt, weshalb es sein Vakzin überhaupt noch braucht.

image

Swissmedic genehmigt Pfizer-Booster für Personen ab 12 Jahren

Der angepasste bivalente Impfstoff soll neben dem ursprünglichen Sars-CoV-2-Stamm auch die Omikron-Untervarianten BA.4 und BA.5 abdecken.

Vom gleichen Autor

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.

image

Deutschland: Investment-Firmen schlucken hunderte Arztpraxen

Medizin wird zur Spielwiese für internationale Fonds-Gesellschaften. Ärzte fürchten, dass sie zu Zulieferern degradiert werden.