Medizinische Hilfswerke zahlen grosszügige Cheflöhne

Gemeinnützige Organisationen zahlen ihren Chefs oft hohe Löhne. Die ärztlichen Hilfswerke Rotes Kreuz, Lungenliga und Krebsliga stehen sogar an der Spitze.

, 17. Februar 2021 um 07:00
image
  • pflege
  • schweizerisches rotes kreuz
  • lungenliga
  • krebsliga
  • löhne
Hohe Chefsaläre bei gemeinnützigen Organisationen: Das kritisierte das Konsumentenmagazin «K-Tipp» und stellte eine Rangliste der Kaderlöhne auf. Auffällig dabei: Auf den fünf ersten Plätzen stehen neben der Pro Senectute und der Pro Juventute ausgerechnet drei medizinische Hilfswerke. Nämlich das Schweizerische Rote Kreuz (SRK), die Krebsliga und die Lungenliga.

Spender erwarten moderate Löhne

Gemeinnützige Organisationen existieren oft zu einem grossen Teil nur dank Spenden, viele erhalten Unterstützung vom Staat, und sie zahlen keine Steuern. Viele Spender erwarten deshalb, dass die Cheflöhne weniger hoch sind als bei Profit-Unternehmen. Und Daniel Zöbeli, Experte für gemeinnützige Organisationen, bestätigte das im «K-Tipp»: «Es besteht ein gesellschaftspolitischer Konsens, dass bei solchen Löhnen Zurückhaltung geübt werden sollte.» Denn die Cheflöhne müssten auch gegenüber den Spendern gerechtfertigt werden.
Doch wie lassen sich zum Beispiel die 257 000 Franken Jahreslohn für den SRK-Direktor Markus Mader rechtfertigen? Oder die knapp 168 000 Franken, welche die übrigen Mitglieder der Geschäftsleitung im Durchschnitt bezogen?

Funktion ähnlich wie bei einem Regierungsrat

Katharina Schindler, Leiterin der Kommunikation beim SRK, sagt gegenüber Medinside: Der Direktor sei für die Koordination der Tätigkeiten von rund 5000 Mitarbeitenden und für einen Umsatz von mehr als 600 Millionen Franken verantwortlich.
Diese Funktion lasse sich mit derjenigen eines Direktors eines mittleren Bundesamtes oder eines Regierungsrates vergleichen, sagt sie. Gegenüber den Gehältern in diesen vergleichbaren Funktionen in der öffentlichen Verwaltung seien im SRK die obersten Kaderlöhne bis zu 20 Prozent tiefer angesetzt.

Mit anderen vergleichbar

Ähnlich argumentiert Luca Toneatti von der Krebsliga Schweiz. Deren Chefs erhalten im Durchschnitt 189 000 Franken Jahreslohn. Toneatti sagt, dass die Löhne marktüblich seien, wenn man sie mit ähnlich grossen nichtstaatlichen und anderen Organisationen im Gesundheitswesen vergleiche.
Demgegenüber betont Andrea Adam, Mediensprecherin der Lungenliga Schweiz, dass die Lungenliga Schweiz und die 19 kantonalen Ligen nicht ausschliesslich von Spenden leben würden. Der Anteil der Spenden der ganzen Lungenliga liege – gemessen am Gesamtertrag – bei etwas mehr als vier Prozent. Die Geschäftsleiter der Lungenliga beziehen einen durchschnittlichen Jahreslohn von 153 000 Franken.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Blutspende SRK verzeichnet Rekord bei Entnahmen für Transplantationen

Obschon es aufwändiger war, Schweizerinnen und Schweizer zur Spende zu motivieren, waren die Blutstammzell-Transplantationen 2022 auf Höchststand.

image

Arbeitsbedingungen: Pflege-Verbände verlangen mehr Geld

Bund und Kantone sollen weitere Zuschüsse zur Verfügung stellen, um die Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten. Die Branchenverbände um Curaviva legen einen Vorschlag für ein zusätzliches Förderprogramm vor.

image

So werden Pflegeheime benachteiligt

Nicht alle Kantone sind bereit, ihrer Verpflichtung nachzukommen. Und den Pflegeheimen fehlt die Lobby, sich Gehör zu verschaffen.

image

Herr Eggimann: Ist das Geschäft mit dem Pap-Abstrich eine Geldmacherei?

Viele Fachärzte bestellen Frauen immer noch zur sogenannten Jahreskontrolle. Dieses Vorgehen ist veraltet und unnötig. Der SGGG-Generalsekretär spricht über den Umbruch in der Gynäkologie.

image

Mit gefälschtem Pflegediplom im Unispital gearbeitet

Das Basler Universitätsspital hat einen Mann angestellt, der einen «Bachelor of Science in Pflege» sowie Arbeitszeugnisse fälschte.

image

Grosse Altersheimgruppe hat nun eine Schlichtungsstelle

Das ist neu: Die 43 Senevita-Heime wollen Streit um die Betreuung oder ums Geld von einer unabhängigen Stelle schlichten lassen.

Vom gleichen Autor

image

Die Hausärzte im Kanton Bern rebellieren

Eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten aus dem Emmental und Oberaargau lehnt sich gegen den Ärztemangel auf.

image

Ein wegweisendes Urteil für Krankenversicherer: Bahn haftet

Eine Krankenkasse kann von einem Bahnunternehmen die Heilungskosten zurückverlangen, wenn ein Fahrgast unverschuldet gestürzt ist.

image

Kantonsspital kauft Aktien einer Digital-Plattform

Was Medinside vor einer Woche angekündet hat, ist nun geschehen: Das erste öffentliche Spital steigt bei «Compassana» ein.