Covid: Können kreuzreaktive T-Zellen vor einer Infektion schützen?

Eine britische Studie bestätigt: Sind kreuzreaktive T-Gedächtniszellen während einer Sars-CoV-2-Exposition vorhanden, beeinflusst dies, ob sich jemand infiziert.

, 13. Januar 2022 um 10:35
image
  • coronavirus
  • t-zellen
  • immunschutz
  • studie
«Sollte eine Sars-CoV-2-Immunität auch einen gewissen Infektionsschutz vor anderen Coronaviren bieten, würden wir einem umfassenden Schutz gegen Coronaviren, also auch neu auftretenden Varianten, einen grossen Schritt näherkommen.» Das sagte eine Virologin im vergangenen November gegenüber Medinside. Für diese Annahme spreche zudem, dass eine kreuzreaktive Schutzwirkung eben nicht nur auf Antikörpern basiere, sondern sehr wahrscheinlich auch auf T-Zellen, schrieb die Redaktion damals.
Die Ergebnisse einer Studie bestätigen nun diese Annahme. Kreuzreaktive T-Gedächtniszellen von endemischen humanen Coronaviren können tatsächlich vor einer Ansteck­ung mit Sars-CoV-2 schützen. Die Studie wurde unlängst im Fachmagazin «Nature» veröffentlicht, das «Deutsche Ärzteblatt» hat darüber berichtet.

PCR-Tests und Blutproben

Forscher vom Imperial College London untersuchten den Immunstatus und die Immunreaktion zu den frühesten Zeitpunkten nach Sars-CoV-2-Exposition von 52 Personen. Die Probanden waren zu diesem Zeitpunkt ungeimpft, hatten noch nie Kontakt mit Sars-CoV-2 und lebten im Haushalt mit jemandem zusammen, dessen PCR-Test positiv war.
Um festzustellen, ob sie eine Infektion entwickelten, führten die Probanden zu Beginn (am vierten sowie am siebten Tag) PCR-Tests durch. Hinzu kamen Blutproben, die innerhalb von einem bis sechs Tagen nach Virusexposition entnommen wurden. Die Blutproben wurden unter anderem auf spezifische T-Zellen – die sogenannten kreuzreaktiven T-Gedächtniszellen – untersucht, die durch vorherige Erkältungsinfektionen mit anderen Coronavirusstämmen gebildet wurden.

Keine Infektion – trotz Kontakt mit Covid-19-Erkrankten 

Die Ergebnisse der Studie zeigen: Insgesamt 50 Prozent der Teilnehmer haben sich trotz Kontakt mit Covid-19-Erkrankten nicht mit Sars-CoV-2 infiziert. In dieser Gruppe konnten signifikant höhere Level an kreuzreaktiven T-Gedächtniszellen festgestellt werden als bei der anderen Hälfte, die sich mit dem Virus inifzierte, wie das «Deutsche Ärzteblatt» schreibt.

T-Zellen zielten nicht auf das Spikeprotein ab

Um vor einer Infektion zu schützen, hatten die spezifischen T-Zellen auf Antigene reagiert. Diese T-Zellen zielten auf interne Proteine innerhalb eines Coronavirus und nicht auf das Spikeprotein auf der Oberfläche des Virus ab.
Die Studienautoren kommen zu folgendem Schluss: Das Vorhandensein kreuzreaktiver T-Gedächtniszellen zum Zeitpunkt der Sars-CoV-2-Exposition beeinflusst, ob sich jemand infiziert. Die Forscher weisen aber auch darauf hin, dass die Studienkohorte relativ klein und 88 Prozent der Probanden europäisch-indigener Herkunft war.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Schweiz stellt Weichen für langfristiges Coronavirus-Management

Der Bund stellt seine Antwort auf die langfristigen Herausforderungen von Covid 19 vor.

image

Covid: Weniger Spitalaufenthalte durch Nasenspülung

Eine alte Heilmethode könnte das Risiko einer Sars-Cov-2-Erkrankung senken. Das legen neue Forschungsergebnisse nahe.

image

KI-Tool aus Harvard sagt Covid-19-Varianten voraus

Wäre das Tool der Harvard-Forscher zu Beginn der Pandemie eingeführt worden, hätte es die besorgniserregendsten Varianten identifizieren können, bevor sie auftraten.

image

Covid-Bericht: Schlechte Zusammenarbeit von Bund und Kantonen

Eine Untersuchung der Geschäftsprüfungskommission des Ständerats zeigt: Der Bund hat während der Corona-Pandemie teils schlecht mit den Kantonen zusammengearbeitet.

image

Wie Covid das Risiko für Herzinfarkte erhöht

Forschende aus den USA haben erstmals eine direkte Verbindung zwischen Covid-19-Infektionen und Herzkomplikationen und Schlaganfällen festgestellt.

image

Covid-Impfstrategie: Wer sich warum impfen lassen sollte

Das Bundesamt für Gesundheit und die Eidgenössische Kommission für Impffragen haben die Covid-19-Impfempfehlungen für den kommenden Herbst und Winter veröffentlicht.

Vom gleichen Autor

image

«Ich brauchte nach der Pause mindestens drei Jahre»

Daniela Fürer arbeitete rund eineinhalb Jahre als Intensivpflegefachfrau, dann wurde sie Mutter und machte eine lange Pause – bis zum Wiedereinstieg.

image

Quereinstieg Pflege: Hunger auf beruflichen Neubeginn

Der Rucksack von Annette Gallmann und Peter Kienzle ist gefüllt mit allerhand Arbeits- und Lebenserfahrung. Die 47-jährige Gastronomin und der 52-jährige Art Director machen die Ausbildung HF Pflege.

image

Hat das Stethoskop auf Arztfotos seine Berechtigung?

Ärztinnen und Ärzte werden fast immer mit einem Stethoskop um den Hals abgelichtet. Braucht’s das? Und: Ist das medizinische Diagnoseinstrument überhaupt noch zeitgemäss?