Chirurgen entfernen Pankreastumor mit «Da Vinci»

Und dies erstmals in der Schweiz. Überraschend ist, dass Operationsroboter für derart grosse und komplexe chirurgische Eingriffe überhaupt geeignet sind.

, 15. April 2021 um 05:15
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Sie gehören zu den häufigsten Krebsarten und Todesursachen: Tumore der Bauchspeicheldrüse. 2018 waren weltweit 500 000 neue Fälle diagnostiziert worden. Diese werden – für gewöhnlich – mit einer grossen offenen, «klassischen» Bauchoperation entfernt.
Viszeralchirurgen des Universitätsspitals Zürich (USZ) haben nun – zum ersten Mal in der Schweiz – einen Tumor der Bauchspeicheldrüse minimalinvasiv mit dem Operationsroboter «Da Vinci» entfernt. Dabei handelt es sich um einen 75-jährigen Patienten, der insgesamt zehn Tage in stationärer Behandlung am USZ war.

Rund die Hälfte nach offenem Eingriff geschwächt

Gerade bei Pankreastumoren dürfte die minimalinvasive robotergestützte Chirurgie bedeutsame Vorteile für die Patienten bringen. Denn rund die Hälfte der Operierten ist nach einem offenen Eingriff so geschwächt, dass die anschliessende Chemotherapie nicht durchgeführt werden kann. Was entsprechend fatale Folgen in der Tumortherapie hat. Pierre-Alain Clavien, Direktor der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am USZ, sagt: «Man weiss heute, dass Patienten nach minimalinvasiven Operationen grundsätzlich weniger Komplikationen haben und sich schneller erholen als nach traditionellen offenen Operationen, die einen grossen Schnitt im Bauchraum erfordern.»
2016 startete die Viszeralchirurgie am USZ mit 4 roboterassistieren Eingriffen. Im Jahr 2020 waren es bereits über 71. Vor 13 Jahren riet Clavien noch davon ab, die Operationsrobotik bei komplexen bauchchirurgischen Eingriffen einzusetzen: Zusammen mit anderen Autoren kam er 2008 in einer Studie zum Schluss, dass roboterassistierte Bauchoperationen zwar einen sicheren und deshalb wertvollen Ansatz darstellten, dass jedoch die Kosten des Roboters zu hoch seien, ohne wesentliche Vorteile für die Patienten. 
«Heute hat sich dies dramatisch geändert», sagt Clavien, «die Kosten sind gesunken, die Technologie hat sich mit der neusten Generation moderner Operationsroboter sprunghaft weiterentwickelt, wodurch sich die Behandlungsqualität stark verbesserte.» 
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