Ärzte: Auch der Kanton Zug führt einen Zulassungsstopp ein

In einzelnen Fachgebieten sollen bis auf weiteres überhaupt keine neuen Praxen bewilligt werden.

, 13. März 2017 um 14:35
image
  • praxis
  • zug
  • ärztestopp
Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zug will das Kostenwachstum im ambulanten Bereich dämpfen. Ab sofort gelten darum höhere Anforderungen an die Neuzulassung von Ärztinnen und Ärzten.
Wer eine Praxis im Zugerland eröffnen will, muss nun mindestens drei Jahre lang an einer schweizerischen Weiterbildungsstätte tätig gewesen sein. 
Und ganz grundsätzlich werden keine neuen Zulassungen erteilt in Fachgebieten, «in denen die Versorgungsdichte höher ist als in der übrigen Zentralschweiz». Die Massnahme gibt vorerst bis 30. Juni 2019.

«Mit dem Gesundheitssystem nicht vertraut»

Nicht betroffen sind Ärztinnen und Ärzte, die bereits heute zulasten der obligatorischen Krankenversicherung tätig sind.
Die Kosten im ambulanten Praxis- und Spitalbereich seien in den letzten Jahren massiv gestiegen, erklärt die Zuger Regierung zu ihrem Schritt: «Es geht etwa um die Eröffnung neuer Spezialarztpraxen, welche zusätzliche, kostspielige Leistungen anbieten», so die Mitteilung. Eine Senkung der Zahl solcher Neueröffnungen könne hier dämpfend wirken.

Ausnahmen möglich – auch mit Auflagen

Zudem habe man festgestellt, dass vermehrt Ärzte aus dem europäischen Ausland in Zug praktizieren und dabei zulasten der Grundversicherung abrechnen wollen. «Diese Ärztinnen und Ärzte sind oft mit dem schweizerischen Gesundheitssystem nicht vertraut und stehen zuweilen vor sprachlichen Herausforderungen», sagt Gesundheitsdirektor Martin Pfister. «Indem ihre Zulassung von einer dreijährigen Tätigkeit an einer schweizerischen Weiterbildungsstätte abhängig gemacht wird, bleibt die hohe Qualität der ärztlichen Versorgung erhalten.»
Sollte in einem bestimmten Bereich eine Unterversorgung drohen, können auch weiterhin Ärzte mit ausländischer Ausbildung zugelassen werden. Dabei wären auch feinere Auflagen – etwa die Vorgabe, in einer betroffenen Gemeinde oder Region tätig zu werden. 

Davor dasselbe in Freiburg

Als letztes hatte der Kanton Freiburg im September eine ähnliche Schranke eingeführt. Es müsse «festgestellt werden», schrieb die der Staatsrat damals, «dass sich die Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte vorzugsweise in den Städten niederlässt.» Auch zeige die Erfahrung, «dass ein Teil der ausländischen Ärztinnen und Ärzte, die noch nie in der Schweiz gearbeitet haben, Schwierigkeiten haben, sich mit dem Gesundheitssystem und den Anforderungen für die Führung einer Praxis in der Schweiz anzufreunden.»
Auch die Freiburger Regierung betonte, dass Ausnahmen möglich bleiben sollen – «vorausgesetzt, die Zahl der Ärztinnen und Ärzte bleibt unverändert». So etwa, wenn eine Praxis übernommen werden soll oder wenn ein Arzt in einem medizinischen Zentrum ersetzt werden muss.
Denkbar sei sogar eine Erhöhung, wenn es der Bedarf in einer Region oder in einem bestimmten Fachbereich verlangt.


Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Migros: 1,3 Milliarden Umsatz im Gesundheitswesen

Der Detailhandels-Konzern baut sein Healthcare-Netzwerk auch nach dem Abgang von Fabrice Zumbrunnen aus.

image

Ex-KSW-Chefarzt lanciert interventionell-radiologische Tagesklinik

Christoph Binkert verbündet sich mit dem Medizinisch-Radiologischen Institut MRI in Zürich.

image
Gastbeitrag von Peter Baumgartner

Ambulante Psychiatrie: Ohne neue Berufsprofile und KI wird’s kaum gehen

Der Fachkräftemangel in der Psychiatrie verlangt einen massiven Umbau der Versorgung. Aber wie? Ein realistisches Zukunftsszenario.

image

Und wie schliessen wir dann das EPD an unser KIS an?

Fast 400 Millionen Franken nimmt der Bund in die Hand, um das Gesundheitswesen zu digitalisieren. Zugleich nimmt er die Software-Anbieter und Spitäler in die Pflicht.

image

Gefragter Aarauer Frauenarzt macht sich selbständig

25 Jahre lang war Dimitri Sarlos an der Frauenklinik des Kantonsspitals Aarau angestellt. Im Oktober eröffnet der Chefarzt eine eigene Praxis.

image

«Wenn Notfall-Praxen schliessen, wird es doppelt so teuer»

Ein Ex-Spitaldirektor warnt: Wenn die Kassen Notfall-Praxen keine Dringlichkeitspauschale mehr vergüten, wird es für alle sehr teuer.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.