Apotheken: Zur Rose expandiert weiter

Die Thurgauer Gruppe übernimmt eine Versandapotheke in Holland. Der Deal lässt ahnen, wie sehr der Arzneimittel-Handel bald vom Marketing beherrscht wird.

, 23. November 2017 um 09:28
image
  • apotheken
  • medikamente
  • zur rose
Die Schweizer Versandapotheken-Gruppe Zur Rose übernimmt die Vitalsana B. V. im holländischen Heerlen. Dabei handelt es sich im Grunde um eine deutsche Gründung: Das Unternehmen gehörte ursprünglich zum Discount-Konzern Schlecker, wurde nach dessen Konkurs vom Management übernommen und ging dann, vor gut einem Jahr, über an den Werbekonzern Ströer mit Sitz in Köln.
Mit dem Kauf untermauere man «als europäisch führende Versandapotheke» die «auf langfristiges Wachstum ausgelegte Strategie», kommentiert das Zur-Rose-Management die Übernahme.
image
Website von Zur Rose
Vitalsana erwirtschaftete letztes Jahr einen Umsatz von rund 30 Millionen Euro, also knapp 35 Millionen Franken. Zum Vergleich: Zur Rose setzte letztes Jahr 880 Millionen Franken um, wobei 361 Millionen Franken auf DocMorris entfielen – also die ebenfalls im niederländischen Heerlen angesiedelte Versandhandels-Tochter für Deutschland.
Vitalsana ist ebenfalls spezialisiert auf rezeptfreie Medikamente. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht; zum Deal gehört aber auch, dass DocMorris und Ströer eine strategische Partnerschaft eingehen werden. Ströer ist spezialisiert auf Aussen- und Internetwerbung, zugleich betreibt das Unternehmen diverse Web-Portale. Der Umsatz liegt bei gut 1,1 Milliarden Euro.
image
Website von DocMorris
Mit DocMorris setze man auf die Medienangebote, Performance-Marketing-Möglichkeiten und datenfokussierten Produkte von Ströer, meldet Zur Rose dazu. Auch nach der Integration werde das Marketingmodell von Vitalsana fortgesetzt.
«Onlineapotheken sind stark marketinggetriebene Geschäftsmodelle», kommentierte Ströer-COO Christian Schmalzl im September 2016 die damalige Übernahme von Vitalsana. «Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren zur Erreichung einer attraktiven Marge ist daher der direkte Zugang zu den richtigen Medienangeboten mit hoher Reichweite in den Kernzielgruppen.» Vitalsana passe daher «perfekt ins Ökosystem» von Ströer.
image
Website von Eurapon
Erst im Oktober hatte Zur Rose angekündigt, dass man eine Kooperation mit der Versandapotheke Eurapon in Bremen eingegangen sei, die demnächst in eine Übernahme der Eurapon Pharmahandel GmbH münden soll, also einem wesentlichen Teil der Logistik. Auch Eurapon plane, das Versandgeschäft künftig aus den Niederlanden heraus zu betreiben. Eurapon, ebenfalls auf rezeptfreie Medikamente fokussiert, erzielte 2016 einen Umsatz von 52 Millionen Euro.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Mit einer Karte gegen Apotheken-Taxen

Die Stiftung für Konsumentenschutz macht Druck gegen die Sonderkosten durch so genannte «Medikamenten-Checks» und «Bezugs-Checks».

image

Internationale Ehrung für Schweizer Apotheker

Der Freiburger Michel Buchmann wurde zum Ehrenpräsidenten der International Pharmaceutical Federation ernannt.

image

Häusliche Gewalt: Ausbildung für das Apothekenpersonal

Apotheken wären glaubwürdige Anlaufstellen für die Opfer. Der Kanton Wallis hat daher einen Kurs zum Thema entwickelt. Das Zertifikat wird von Pharmasuisse anerkannt.

image

In Konstanz kriegt man mehr aktuelle Arzneimittel als in Kreuzlingen

Geht es um den Zugang zu neuen, innovativen Medikamenten, so liegt die Schweiz auf Rang 6 in Europa. Bei den Medikamenten gegen seltene Krankheiten liegt sie auf Rang 9.

image

Bundesrat: Fünf Schritte gegen Medikamenten-Engpässe

Unter anderem prüft die Landesregierung befristete Import-Zulassungen, einfachere Bewilligungen oder den Verzicht auf Wirtschaftlichkeits-Prüfungen.

image
Gastbeitrag von Niklaus Meier und Katharina Blankart

Arzneimittelpreise: Das Swiss Drug Pricing Model könnte Klarheit schaffen

Ein neues Modell hilft, für neue Medikamente den angemessenen Preis zu ermitteln – und so den Verhandlungspartnern Orientierung zu bieten. Die Basis: Effizienz und Evidenz.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.