Entlassener Herzchirurg des Kinderspitals freigesprochen

Ein Streit zwischen einem Herzchirurgen des Kinderspitals Zürich und der Spitalleitung hat dieser Tage vor dem Obergericht seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

, 9. Juni 2023 um 13:30
image
Das Urteil rückt den Herzchirurgen wieder ins Licht der Unschuld. | Symbolbild Freepik
Ein vom Kinderspital Zürich (Kispi) entlassener Herzchirurg hat sich wegen Drohungen vor Gericht verantworten müssen. Die Geschichte begann vor rund vier Jahren, als der Chirurg nach seiner Entlassung wegen «ungenügender Leistungen» in den Hungerstreik trat und sich an die Medien wandte. Bei einem Mediationsgespräch eskalierte dann die Situation. Dem Chirurgen, der damals unter Chefarzt Michael Hübler arbeitete, wurde schliesslich vorgeworfen, Mitglieder der damaligen Geschäftsleitung bedroht zu haben.
Diese Woche fand der Prozess in zweiter Instanz vor dem Obergericht in Zürich statt, wie die NZZ ausführlich berichtet. Während der Herzchirurg von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machte, beharrten die GL-Mitglieder darauf, der Chirurg habe sie bedroht und in Angst versetzt.

Pfefferspray und Armeepistole aus Angst

So soll der Chirurg unter anderem gesagt haben, dass er sich «nicht persönlich die Finger schmutzig machen» werde, sondern dass er «Freunde habe, die das für ihn tun würden». Er habe «Beziehungen nach Ägypten». Denn dort, wo er herkomme, würden solche Dinge anders gehandhabt.
Die Kispi-GL-Mitglieder hätten daraufhin einen privaten, bewaffneten Sicherheitsdienst engagiert, um sich schützen zu lassen, heisst es laut NZZ in der Anklageschrift. Einer der Betroffenen habe sogar Pfefferspray bei sich getragen, ein anderer habe zu Hause seine Armeepistole bereitgehalten, ein dritter habe seine Kinder nicht mehr draussen spielen lassen.

Aussagen «diffus und widersprüchlich»

Doch der Chirurg wurde schliesslich «in dubio pro reo» freigesprochen. Er war vor einem Jahr von einem Bezirksgericht verurteilt worden. Das Zürcher Obergericht hat dieses Urteil nun aufgehoben und betont, dass die Aussagen «diffus und widersprüchlich» seien und die Drohungen nicht hinreichend bewiesen werden konnten. Ein Anspruch auf Genugtuung bestehe aber nicht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
  • kinderspital zürich
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Doppelausgabe? Kispi Zürich mit neuer Patienten-App trotz Millionen-KIS

Das Kinderspital Zürich nutzt eine Patienten-App, obwohl ihr KIS genau diese Funktion mitbringt.

image

Deshalb bauten die Stararchitekten das neue Kispi

Seid ihr noch bei Trost, fragte sich ein SVP-Politiker beim Anblick des neuen Kinderspitals Zürich. Es gibt aber Gründe für den exklusiven Bau.

image
Die Schlagzeile des Monats

Schlagzeile des Monats: «Es braucht einen runden Tisch fürs Gesundheitswesen»

In unserer Video-Kolumne befragt François Muller Persönlichkeiten aus der Branche zu aktuellen Fragen. Diesmal: Thierry Carrel.

image

Wetzikon spürt «Geringschätzung», weil Kanton nicht zahlt

Das Zürcher Kispi erhält Millionen. Doch das Spital Wetzikon soll selber schauen. Das sorgt für Konsternation.

image

Kispi: Mehr Verdacht auf Kindsmisshandlungen

2023 wurden mehr Fälle von Vernachlässigung registriert, jedoch weniger von körperlicher Misshandlung.

image

Forschung: Schnellere Sepsis-Diagnose dank KI

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz hat ein internationales Forschungsteam unter der Co-Leitung des Kispi Zürich neue Kriterien für die Diagnose von Blutvergiftungen (Sepsis) definiert.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.