Epic an der Insel: Für die Pflege das Ende der Freitext-Ära

Der Berner Inselgruppe steht eine stressreiche Zeit bevor: Bis zu 180 Berater sind rund um die Uhr bereit, bei der Epic-Einführung zu helfen.

, 28. Februar 2024 um 13:30
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Marcel Affolter ist verantwortlich für die Einführung des Klinikinformations- und Steuerungssystem in der Berner Inselgruppe. Im Hintergrund: Der Countdown bis zur Einführung des Systems am 2. März. | Telebärn
Die Inselgruppe hat in ihrer Direktion für Technologie und Innovation 180 Arbeitsplätze bereitgestellt. Dort sitzen jene Fachleute, die in den nächsten Monaten und Jahren dem Spital helfen, das neue Klinikinformations-System einzuführen. Es startet am 2. März.
Während 24 Stunden am Tag helfen Angestellte der US-Firma Epic sowie Informatik-Fachleute der Insel sowie aus anderen Spitälern dem Insel-Personal, wenn es mit den neuem System Schwierigkeiten gibt.
Und diese wird es geben. Weltweit arbeiten 2000 Spitäler mit Epic, in Europa sind es aber erst 100. Das Luzerner Kantonsspital hat vor gut vier Jahren als erstes Schweizer Spital und als erstes deutschsprachiges Spital weltweit Epic eingeführt.

Lukis war eine Herausforderung

Lukis heisst es dort. Und es führte damals bei der Einführung zu einer akuten Überlastung der Abteilung für Intensivmedizin – sowie und zum Ausfall von gleich mehreren Kaderärzten, wie Medinside berichtete.
Auch in der Insel-Gruppe sorgte bereits die Schulung für Aufregung. «Fragte man bei den Schulungs-Verantwortlichen nach, hiess es meistens: Das wissen wir auch noch nicht», kritisierte eine Ärztin gegenüber Medinside. Epic löst 50 andere Systeme ab, die bisher in der Inselgruppe genutzt worden sind.
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So wirbt die Insel-Gruppe für ihr neues System. | Insel

Kein Freitext mehr

Die Pflege-Angestellten hoffen, dass ihnen das neue System Zeit erspart, indem sie viele Informationen schnell abrufen können und den Patienten nicht ständig die gleichen Fragen stellen müssen. «Anderseits werden wir uns auch umgewöhnen müssen», sagte die Pflegefachfrau Martina Hachen gegenüber «Telebärn».
«Wir kommen primär von einer Freitext-Ära und konnten bisher schreiben, wie wir wollten», erklärt sie. Mit der standardisierten Erfassung im neuen System ändere das nun, sagte die Berufsgruppenvertreterin.

2. März oder 3. Februar?

Andere Angestellte berichteten, dass der Stress oft bei Kleinigkeiten beginne. Ein Beispiel: Weil Epic ein amerikanisches System ist, kann es zu Termin-Verwirrungen kommen. In den USA wird der 2. März 2024 mit dem Monat an erster Stelle geschrieben: 03-02-24. In der Schweiz ist es 02.03.24. Gut möglich also, dass die Epic-Einführung am 2. März bereits am 3. Februar stattgefunden hat – zumindest für Epic.
Epic kostet die Insel-Gruppe 83 Millionen Franken. Insel-Direktionspräsident Uwe E. Jocham rechtfertigt den Betrag: «Dank dem neuen System lassen sich mehr Patienten mit weniger Aufwand betreuen.»

Kispi will auch Epic

Auch das Kinderspital Zürich wird künftig auf den amerikanischen Anbieter Epic setzen und dessen System spätestens Ende 2027 einführen. Vermutlich wird auch das Universitätsspital Zürich Epic übernehmen.

«Myinsel» ist kein EPD

Mit «Myinsel» haben Patienten Zugriff auf ihr ganzes Dossier bei der Insel-Gruppe, zum Beispiel auf Berichte, Röntgenbilder und Termine. «Myinsel» ist jedoch kein Ersatz fürs Elektronische Patientendossier (EPD), das derzeit in der Schweiz flächendeckend eingeführt wird, denn auf «Myinsel» sind nur die Insel-Daten gespeichert. Mit «Insellink» können Patienten aber anderen Gesundheitsanbietern erlauben, das persönliche Insel-Dossier anzuschauen.

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