In Arztpraxen wird bei Fragen um Themen wie Sport, Ernährung oder Alkohol viel beschönigt oder gar geflunkert. Das ist nicht neu. Doch knapp jeder zweite Patient verschweigt seinem Arzt kritische Informationen. Dies geht aus einer Umfrage der US-amerikanischen
Universität Utah hervor.
Demnach erzählen Menschen sogar einem Mediziner nichts über folgende vier Punkte:
- häusliche oder
- sexuelle Gewalt,
- Depressionen und
- Suizidgedanken.
An der nicht repräsentativen Online-Umfrage nahmen rund 4'500 Menschen zwischen 18 und 91 Jahren teil.
Das sind die häufigsten Gründe
Zwei Drittel derer, die mindestens von einem der vier Leiden berichtete, waren Frauen. Mit 42 Prozent am häufigsten verschwiegen wurde häusliche Gewalt. Und 30 bis 40 Prozent hatten nicht über erlittene sexuelle Gewalt, über ihre Depressionen oder Suizidgedanken berichtet.
Andrea Gurmankin Levy et al. «Assessment of Patient Nondisclosures to Clinicians of Experiencing Imminent Threats», in: «Jama Network Open». 14. August 2019. Die Gründe für das Schweigen sind vielfältig. Über 70 Prozent schämten sich, wollten nicht verurteilt oder belehrt werden. Ausserdem, so die Studienautoren weiter, fürchteten sie (nachteilige) Auswirkungen: Etwa die Verschreibung von Antidepressiva, eine Psychotherapie – oder einen entsprechenden Vermerk in ihrem Patientendossier. Und sie wollten vor ihrem Gegenüber möglichst gut dastehen.
Patienten müssten sich wohl fühlen
Das Schweigen sei aber nicht ganz unproblematisch,
schreiben die Autoren. «Die Ärzte müssen wissen, womit ihre Patienten zu kämpfen haben, wenn sie ihnen zur bestmöglichen Gesundheit verhelfen wollen».
Um die Mitteilungsbereitschaft diesbezüglich zu fördern, haben die Forscher eine Empfehlung an die Ärzteschaft: Diese sollten künftig noch mehr Wert darauf legen, dass sich Patienten in der Sprechstunde wohl fühlen.