Letzte Woche eröffneten Handchirurgen das Feuer gegen den seit Anfang Jahr in Kraft getretene Tarif Tarmed: Sie setzten Karpaltunnel-Operationen vorerst aus. Nun haben sich Geburtshelfer, Gynäkologen und Orthopäden der Bewegung angeschlossen, wie
Radio RTS berichtet.Auch diese Spezialisten wollen bestimmte Behandlungen bis auf weiteres einstellen. Der neue Tarif werte die ambulanten chirurgischen Eingriffe ab, so die Argumente. Und insgesamt seien die Senkungen völlig kontraproduktiv.
Fingerzeig statt Streik
«Das ist kein Streik», wird Éric Mégevand zitiert, der Präsident des Genfer Gynäkologenverbandes: Sondern es gehe um eine Botschaft. Dennoch wollen die Spezialisten gewisse nicht zeitkritische Operationen fürs erste verweigern.
Der neue Tarif entspreche keiner Logik, sagt auch Valérie Pruès-Latour, Präsidentin der Genfer Gesellschaft für Orthopädie. So bezeichnet sie
in einem Beitrag der Zeitung «Tribune de Genève» die Honorierung einer geschlossenen Reposition einer Tibiafraktur auf 55 Franken als «fast beleidigend». Genau wie die Handchirurgen schicken die Orthopäden und die Gynäkologen die Patienten jetzt bis auf weiteres in das Kantonsspital.
Kaum Konsequenzen für Patienten
«Statt die Kosten zu senken, werden wir Ärzte davon abgehalten, günstigere ambulante Medizin zu praktizieren», so Mégevand weiter. Für die Patienten wird der Akt des Protestes ihm zufolge wenig Konsequenzen haben: Es handle sich wahrscheinlich um ein halbes Dutzend Operationen.