In einem Gastbeitrag hat Cornelia Meier von der Solothurner Ärztegesellschaft festgestellt, dass die Erwartungshaltung der Prämienzahlenden mit steigender Prämie ebenfalls steigt, frei nach dem Motto:
«Wer zahlt, befiehlt». So haben die Erstkontakte in den Praxen um 16 Prozent zugenommen. «Das bedeutet in keiner Weise eine Mengenausweitung seitens der Ärzteschaft, sondern es gab schlicht mehr Nachfrage nach medizinischen Leistungen in den Arztpraxen von Seiten der Patientinnen und Patienten», schreibt sie.
Medinside wollte es nun genauer wissen und hat bei der Solothurner Ärztegesellschaft nachgefragt: Die Zahlen zeigen tatsächlich, dass in den letzten Jahren jährlich rund 2 Prozent mehr Erstkonsultationen seitens der Patienten gewünscht wurde. Als Erstkonsultation gilt der Erstkontakt eines Patienten oder Patientin mit einem bestimmten Arzt pro Jahr.
Folgearztbesuche wachsen nur geringfügig
Und dies gilt für alle Fachspezialitäten: vom Grundversorger über den Psychiater bis hin zu den Spezialisten. Die Verantwortung für diese Steigerung von über 16 Prozent seit 2015 liegt damit bei den Patienten. Die Eckwerte des Kantons Solothurn stützen sich auf Daten aus dem Monitoring des Berufsverbandes der Ärzte FMH.
Es zeigt sich gleichzeitig, dass der Nachfrageschub bereits vor der Corona-Pandemie gestartet ist: Wäre die Ärzteschaft darauf aus, mehr Leistungen zur Aufbesserung des eigenen Portemonnaies zu erbringen, wären auch die Folgekonsultationen gestiegen. Dies ist aber nicht der Fall. Die Anzahl Konsultationen, also alle Folgearztbesuche und auch die indirekten Kontakte eines Patienten, wachsen nur geringfügig im Vergleich zum Erstkontakt. Die sogenannte «Mengenausweitung» durch den Patienten ist gemäss Daten vier Mal intensiver als die, auf welche der Arzt überhaupt einen Einfluss hätte, in dem er weitere Sitzungen auslöst.
Ein ähnliches Bild ergibt sich auch aus den Dringlichkeitsfahrten der Ambulanz im Kanton Solothurn, wie aus der Statistik zu entnehmen ist.
Quelle: Solothurner Ärztegesellschaft
Auch die Entwicklung der Kosten im Tarifmodell Tarmed sind im Kanton Solothurn schliesslich eher unterdurchschnittlich. In den letzten fünf Jahren von 2015 bis 2020 ergibt sich ein sehr moderates Bild.
Quelle: Solothurner Ärztegesellschaft
Veränderung der Kosten pro Patient und Praxis
Auffällig bleibt lediglich der Zuwachs im Jahr 2021. Mit Blick auf den gesetzlichen Behandlungsstopp im ambulanten Bereich während der Covid-Pandemie, kann das der Nachbehandlung zugeschrieben werden. Und auch das war letztlich kein Bereich, auf den die Ärzteschaft einen Einfluss hätte haben können.