Lebenslanges Berufsverbot für Arzt

Das Bezirksgericht Zürich verurteilt einen Hausarzt wegen Schändung. Seine Tätigkeit als Arzt wird er wohl nie mehr ausüben können.

, 26. November 2020 um 07:10
image
  • praxis
  • ärzte
  • gericht
Im Herbst 2019 untersuchte ein Arzt in einer Gemeinschaftspraxis im Kanton Zürich eine damals 18-jährige Patientin. Sie hatte sich über Erkältungssymptome beklagt und verlangte ein Arztzeugnis. 
Der Mediziner hörte die Lunge mit dem Stethoskop ab. Laut Anklageschrift führte er danach einen Finger ohne Handschuhe anal sowie auch vaginal ein und tastete die Patientin ab. Dabei berührte er die junge Frau auch im Schambereich. 

«Sexuell motivierte Untersuchung»

Das Bezirksgericht Zürich verurteilt den Arzt nun wegen Schändung zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 22 Monaten. Dies berichtet die NZZ. Das Opfer, das Anzeige erstattete, erhält eine Genugtuung von 1 500 Franken. 
Der sexuelle Übergriff ist laut Gericht glaubhaft belegt. Der Beschuldigte sei am Anfang zu seinen Verfehlungen gestanden. Sein Anwalt bestreitet aber, dass es sich um eine sexuell motivierte Untersuchung gehandelt habe.  

Urteil noch nicht rechtskräftig

Viel schwerer ins Gewicht fällt das ihm auferlegte lebenslange Berufsverbot, obwohl die Staatsanwaltschaft fünf Jahre forderte. Seit einer Revision sieht das Gesetz für eine Schändung im Gesundheitsbereich mit direktem Patientenkontakt aber zwingend die «Höchststrafe» vor.
Der aus Deutschland stammende Arzt kann das noch nicht rechtskräftige Urteil beim Obergericht und später beim Bundesgericht anfechten. Seine Frau weiss noch nichts von dem Verfahren, über das mehrere Medien berichtet haben.

Durfte keine Frauen mehr behandeln

Der Mediziner ist derzeit in einer anderen Praxis tätig. Sein früherer Arbeitgeber kündigte ihm nach dem Vorfall und stellte ihn frei. Seit dem Übergriff durfte der Arzt auf Anordnung der Gesundheitsdirektion keine Patientinnen mehr behandeln.  
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Fünf goldene Regeln, wie Ärzte den Patienten Zahlen verständlich machen

Laborwerte, Risiken, Therapieeffekte – viele Aufklärungsgespräche scheitern an medizinischen Zahlen. Doch wie erläutert man, was eine Behandlung bringt? Ein Vorschlag.

image

«Manche haben unrealistische Erwartungen an die Schweiz»

Die Schweiz erscheint für viele ausländische Ärzte als Traumland. Was es braucht, damit der Jobwechsel gelingt, erklären die Ärztevermittler Francesca und Jan Saner.

image

«Schauen Sie genau, wen Sie heiraten – das meine ich ernst.»

Seilschaften, starre Regeln und intransparente Gehälter bremsen Frauen auf dem Weg zur Chefarztposition. Rückhalt daheim ist entscheidend – und Teilzeit ist problematisch: Das sagt Susanne Renaud, Chefärztin Neurologie am Spital Neuenburg.

image
Gastbeitrag von Esther Wiesendanger

Da sind steigende Gesundheitskosten ja nur logisch

Getrennte Apotheken in Gruppenpraxen, Impfverbote in der Pflege, teure Zusatzkontrollen: Groteske Behörden- und Kassenentscheide lähmen die Versorgung. Sind wir Ärzte eigentlich Komiker?

image

Arzt sein mit Sinn – das ist Medbase.

Der ärztliche Beruf verändert sich – und mit ihm die Erwartungen. Viele Ärztinnen und Ärzte suchen heute mehr als nur eine Anstellung: Sie suchen Wirksamkeit, Gestaltungsspielraum und ein Umfeld, das ihre Werte teilt.

image

Für die Zweitmeinung zu Dr. KI? Kein Problem.

Die meisten Menschen können sich vorstellen, medizinischen Rat bei einem Chatbot zu holen. Und eine klare Mehrheit findet, dass die Ärzte KI-Unterstützung haben sollten. Dies besagt eine Erhebung in Deutschland.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.