Mit einer Kampagne ruft der Kanton Luzern die Bevölkerung zu mehr Eigenverantwortung im Gesundheitswesen auf. Das Ziel: das Kostenwachstum dämpfen. Dafür spannt der Kanton den 51-jährigen Musik-Künstler DJ Bobo ein. 100'000 Franken lässt sich der Kanton die Kampagne kosten.
«Gehen Sie nicht wegen jedem Bobo zum Arzt!». Dieser Slogan soll mithelfen, die Bevölkerung zu sensibilisieren. Medizinische Leistungen sollen nur in Anspruch genommen werden, wenn es wirklich nötig ist,
so die Botschaft in der Mitteilung des Kantons. Doch wann ist es nötig? Wann sind die Beschwerden harmlos? «Es ist mir bewusst, dass es für Laien oft schwierig zu beurteilen ist, was ein medizinischer Notfall ist», sagt Gesundheitsdirektor Guido Graf. Keinesfalls rate man generell davon ab, bei gesundheitlichen Problemen professionelle medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
«Das Hauptproblem sind nicht die Patienten»
«Bei Heiserkeit muss ich meine Stimme schonen», wird René Baumann alias DJ Bobo etwa
auf der Kampagnen-Webseite zitiert. Mit Salzwasser gurgeln helfe da genauso gut wie eine halbe Stunde beim Hausarzt, so der Aargauer.
Gesundheitsökonom Heinz Locher beurteilt die Bobo-Kampagne äusserst kritisch: «Man sollte den überforderten Menschen besser Hilfe anbieten, statt den Moralapostel zu spielen»,
sagte er der Zeitung «Blick». Auch die Krankenversicherer sind skeptisch. Matthias Müller vom Verband Santésuisse sagte der Zeitung, es sei «gut und recht», wenn man dazu aufruft, nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt zu gehen. Das Hauptproblem sind für ihn aber nicht die Patienten, sondern die Ärzte, die die Patienten zu häufig aufbieten.