Aargau: Patientendossiers kamen in falsche Hände

Bei der Schliessung einer Gruppenpraxis wurden die Krankengeschichte zurückgesandt. Aber teils an die Falschen.

, 21. Juli 2017 um 08:42
image
  • e-health
  • arztgeheimnis
  • ärztezentren
  • praxis
Wer eine entschlossenen Durchsetzung des EPD fordert, fand diese Woche doppelte Bestätigung. Zu Wochenbeginn kam heraus, dass im Spital Zofingen tausende Patientendossiers beschädigt wurden – das Archiv geriet bei einem Unwetter unter Wasser. Und jetzt schafft es das Problemfeld auf die erste Seite des «Blick»: «Patienten-Dossiers in falschen Händen!», ruft es da. Und darunter: «Es könnten Tausende Patienten betroffen sein!» – nochmals mit Ausrufezeichen.
Worum geht es? Nach der Schliessung des Ärztehauses Bremgarten wurden den Patienten ihre Krankengeschichten zugesandt. Dabei lief offenbar einiges schief. Eine Patientin sollte ihr Dossier als CD erhalten – aber darin stiess sie auf Informationen über eine andere Frau. Besonders heikel ist dieser Fall, weil es sich um eine regional bekannte Person handelt und aus dem Dossier psychische Probleme ersichtlich wurden. Auf der anderen Seite fehlten der Patientin ältere Daten aus der eigenen Krankengeschichte.

Einzelverantwortung des Arztes

Ob wirklich «tausende» Patienten von solchen Verwechslungen betroffen sind, erschliesst sich aus dem «Blick»-Beitrag nicht. Beim Doktorenzentrum Mutschellen, welches den Versand organisiert, gab es aber tatsächlich noch mehrere Reklamationen. «Auch uns teilten Patienten mit, dass sie Krankheitsgeschichten von fremden Patienten erhalten haben», sagte Sarah Weber, leitende medizinische Praxisangestellte beim Doktorenzentrum, zu «Blick».
Zu erwähnen hier ist ein Hinweis des Sprechers des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten: Die Verantwortung für solche Daten liege immer beim Arzt selber, sagte Francis Meier im «Blick». Die Mediziner in einer Gruppenpraxis könnten sich nicht hinter einer Gemeinschaft verstecken. «Jeder Arzt ist selber dafür verantwortlich, dass die Daten seiner Patienten ausreichend gut geschützt sind.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Nachfolge gesucht: MPA-Team schreibt Arztstelle aus

In Münsingen läuft es für einmal umgekehrt: Medizinische Praxisassistentinnen suchen Ärzte – um gemeinsam eine Praxis weiterzuführen.

image

Medbase expandiert in der Westschweiz

In Bulle plant die Praxis-Gruppe ein neues medizinisches Zentrum.

image
Gastbeitrag von Esther Wiesendanger

Da sind steigende Gesundheitskosten ja nur logisch

Getrennte Apotheken in Gruppenpraxen, Impfverbote in der Pflege, teure Zusatzkontrollen: Groteske Behörden- und Kassenentscheide lähmen die Versorgung. Sind wir Ärzte eigentlich Komiker?

image

Pallas Kliniken streichen 20 Stellen

Das Familienunternehmen will sich am Hauptsitz in Olten auf weniger Fachbereiche fokussieren.

image

Notfallpauschalen: FMH und Prio.Swiss haben eine Lösung

Einerseits sollen angestellte Ärztinnen und Ärzte die Zuschläge ebenfalls erhalten. Andererseits fahnden die Krankenkassen nach Fällen, wo aus den Inkonvenienzpauschalen ein Business gemacht wird.

image

Swiss Medical Network weiter auf Einkaufstour

Letzte Woche das Spital Zofingen, diese Woche drei neue Hausarztpraxen: Swiss Medical Network wächst weiter.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.