«Spitalmanagement muss auf die Berufsgruppen zugeschnitten sein»

Ein Professor der Uni Lausanne forscht, wie Arbeitsgemeinschaften in einem Spital funktionieren können. Er erklärt, was dabei wichtig ist.

, 21. März 2023 um 09:27
image
Warum gelingt Personalmanagement in Spitälern – und warum nicht? | Unsplash
David Giauque untersucht Personalmanagement in öffentlichen Einrichtungen, dazu gehören auch Spitäler und andere Gesundheitseinrichtungen. Der Professor für Soziologie will verstehen, wie es Gruppen von Menschen in Organisationen gelingt, sich zu verständigen und zusammenzuarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
image
David Giauque
Er ist überzeugt: Eine Arbeitsgemeinschaft in einer öffentlichen Einrichtung wie in einem Spital könne nur funktionieren, wenn ein Gleichgewicht bestehe zwischen Vorgaben «von oben» und der informellen Regulierung innerhalb der Teams. Dabei seien im Team gegenseitiges Helfen und Uneigennützigkeit häufig wichtige Elemente.

Die Einzelperson nicht vergessen

Dies könne in gewissen Einrichtungen wie zum Beispiel in Spitälern äusserst komplex sein, erklärt der Soziologe in einem Beitrag auf der Webseite des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). An solchen Orten seien unter Umständen Dutzende verschiedener Berufe vertreten: Pflegepersonal, Ärztinnen und Ärzte, technisches Personal, Verwaltungsangestellte und so weiter. «Jeder Beruf bildet eine Gruppe mit eigenen Regeln und Werten sowie mit einer eigenen Vorstellung von Zusammenarbeit.»
Damit es mit allen zusammen klappe, brauche es ein Management, das auf die einzelnen Berufsgruppen zugeschnitten sei, dies auf der Grundlage von gemeinsamen institutionellen Regeln. «Dabei darf auch die Einzelperson nicht vergessen werden», so der Professor für Personalmanagement und öffentliche Verwaltung am Hochschulinstitut für öffentliche Verwaltung (IDHEAP) in Lausanne.

Pflegende sehen irgendwann keinen Sinn mehr

Weshalb aber interessiert er sich gerade für den «öffentlichen» Aspekt des Personalwesens? «Weil sich dieser Sektor neuen Herausforderungen stellen muss. Auf der einen Seite steht er für bestimmte Werte: Die Einzelperson, ihr Wohlbefinden und ihre berufliche Entwicklung stehen im Zentrum. Auf der anderen Seite werden wie im Privatsektor Individualismus und Leistungsstreben immer wichtiger.»
Dies kann Giauque zufolge Gefahren bergen. Zum Beispiel habe das Pflegepersonal das Gefühl, keine gute Arbeit mehr zu leisten, weil immer mehr Zeit mit dem Ausfüllen von Formularen verloren gehe, die dann für die Patientinnen und Patienten fehle. «Wenn man nur die Leistung anschaut und vergisst, weshalb die Pflegenden diesen Beruf gewählt haben, kann es sein, dass sie irgendwann keinen Sinn mehr darin sehen», erklärt er weiter.
    Artikel teilen

    Loading

    Comment

    2 x pro Woche
    Abonnieren Sie unseren Newsletter.

    oder

    Mehr zum Thema

    image

    Neuer Chefchirurg für das Neuenburger Spitalnetz

    Marc-Olivier Sauvain übernimmt die Leitung der Chirurgie beim Réseau Hospitalier Neuchâtelois.

    image

    Gesundheitscoach: Gratis-Angebot wird eingestellt

    Die Stadt Adliswil beendet ihr Gesundheitscoach-Experiment. Nur eine geringe Anzahl von Menschen nutzten den Service nach gratis Gesundheitstipps.

    image

    Cornelia Brüssow folgt auf Alexander Siebenhüner

    Cornelia Brüssow wird neu Leitende Ärztin der Onkologie am Kantonsspital Schaffhausen.

    image

    Ihre Meinung und Ihre Zufriedenheit zählen!

    Wir bitten Sie, sich kurz Zeit zu nehmen und unsere Nutzerumfrage auszufüllen. Helfen Sie uns, Medinside weiter zu optimieren.

    image

    Walmart steigt ins Telemedizin-Geschäft für Haustiere ein

    Der Einzelhandelsriese Walmart bietet neu Zugang zu veterinär-medizinischen Fachkräften per Video oder Chat – ohne Termin.

    image

    Warum das Zulassungsrecht den Ärztemangel verschärft

    Ausländische Fachpersonen sind für die Funktionsfähigkeit des Schweizer Gesundheitswesens unerlässlich. Das neue Zulassungsrecht droht die Versorgung zu gefährden, indem es den Zugang ausländischer Fachkräfte erschwert. Wie kann diese nachteilhafte Entwicklung korrigiert werden?

    Vom gleichen Autor

    image

    Sexuelle Neigung und Herzgesundheit: Studie zeigt Unterschiede auf

    Lesbische und bisexuelle Frauen benötigen einer Studie zufolge offenbar besondere Aufmerksamkeit für die Prävention von Herzkrankheiten, während homosexuelle und bisexuelle Männer eine gute Herzgesundheit aufweisen.

    image

    Das ist der neue Chefarzt der Berner Herzchirurgie

    Alexander Kadner, langjähriger Kaderarzt der Insel Gruppe, wird neuer Chefarzt an der Berner Universitätsklinik für Herzchirurgie.

    image

    Solothurner Spitäler müssen neuen CEO suchen

    Die Solothurner Spitäler stehen vor der Aufgabe, einen neuen CEO zu finden. Martin Häusermann beabsichtigt, im nächsten Jahr von seinem Amt zurückzutreten.