So wird Astra-Zeneca seine unverkäuflichen Grippe-Impfdosen los

Das Bundesamt für Gesundheit stritt sich mit dem Pharma-Unternehmen über den Preis eines Grippe-Impfsprays. Nun werden die 10'000 Dosen gespendet.

, 16. November 2022 um 16:15
image
So sehen Grippe-Viren aus. | zvg
Das Pharma-Unternehmen Astra-Zeneca fühlt sich düpiert. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) wollte einen Grippe-Impfspray nicht zu den Bedingungen der Firma kaufen. Deshalb hat Astra-Zeneca die Markteinführung gestoppt.

Dem BAG war der Impfstoff zu teuer

Das BAG begründete seine Ablehnung damit, dass ein Vergleich zu anderen, gleich wirksamen Grippeimpfstoffen gezeigt habe, dass der Preis mehr als doppelt so hoch sei. Deshalb habe man keine Vergütungslösung gefunden.
Die Behörde wäre offenbar sogar bereit gewesen, einen höheren Preis zu akzeptieren, mit der Einschränkung, dass die nasale Impfung auf bestimmte Personengruppen mit medizinischem Bedarf limitiert worden wäre, etwa auf Personen mit Angst vor Spritzen.

Hätte sich nicht gelohnt

Astra-Zeneca wollte dies aber nicht. Die Schweiz sei ein kleiner Markt. Damit sich die Markteinführung lohne, müssten gewisse Mindestmengen hergestellt und den Patienten zugänglich gemacht werden. «Ohne die Durchführung eines Impfprogrammes und ohne breiten Zugang zur Impfung macht eine Markteinführung keinen Sinn für die öffentliche Gesundheit», teilt Katrien de Vos, Country President von AstraZeneca Schweiz, mit.
Astra-Zeneca hat das Gesuch zurückgezogen und spendet die bereits importierten 10'000 Grippeimpfdosen für Kinder, anstatt sie unbenutzt ablaufen zu lassen.

Swissmedic ist einverstanden

Die Firma hat zuvor noch die zuständige Arzneimittelbehörde Swissmedic angefragt, ob sie das dürfe. Swissmedic hat keine Bedenken gegen die Spendenaktion. Der Impfstoff kann von allen Medizinalpersonen kostenlos bestellt werden, unter der Bedingung, dass dieser gratis an interessierte Personen abgegeben wird. Kinderspitäler, Fachgesellschaften, Kinder- und Hausärzte werden noch diese Woche über die Bezugsmodalitäten informiert.
  • medikamente
  • grippe
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Medikamentenpreise sind gesunken – angeblich

Mieten und Strom sind in der Schweiz teurer geworden. Doch Medikamente sind billiger als vor Jahresfrist. Kann das stimmen?

image

Apotheken fürchten sich vor Haftung

So soll der Bundesrat gegen ungeeignete Packungsgrössen und Dosisstärken vorgehen.

image

Preis für Abnehmspritze: In Deutschland vertraulich

Deutschland führt geheime Preise bei Medikamenten ein. Vor allem die Krankenkassen wehren sich dagegen.

image

Medikamente erstmals grösster Kostenblock in der Grundversicherung

Erstmals liegen die Ausgaben über 9 Milliarden Franken. Mehrere Faktoren spielen hinein: teure Neueinführungen, Mengenausweitung, zusätzliche Indikationen, höherer Pro-Kopf-Verbrauch.

image

Antibiotika in der Schweiz: Rückgang mit Ausnahmen

Von 2015 bis 2022 sank der Antibiotikaverbrauch in der ambulanten Versorgung deutlich. Doch nicht alle Fachrichtungen zeigen den gleichen Trend.

image

Bürokratie-Fiasko beim Zugang zu Medikamenten

Eine internationale Studie zeigt: Bürokratie ist in der Schweizer Gesundheitsversorgung ein grosses Problem. Gleichzeitig erschweren veraltete Prozesse den Zugang zu innovativen Medikamenten. Lösungen lägen auf dem Tisch – doch die Politik droht, die Situation noch zu verschlimmern.

Vom gleichen Autor

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

image

Pflegefachleute verschreiben so sachkundig wie Ärzte

Das dürfte das Pflegepersonal freuen: Es stellt laut einer US-Studie genauso kompetent Arzneimittel-Rezepte aus wie Ärzte.

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.