So können Selfies in der Telemedizin täuschen

Links und rechts verwechseln: Das darf in der Medizin nicht passieren. Doch bei Diagnosen aufgrund von Fotos kann genau das vorkommen.

, 7. Dezember 2023 um 05:56
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Mit einer Kennzeichnung lässt sich das Verwechslungsrisiko bei Selfies für die Telemedizin-Diagnose ausschalten. | em
Immer häufiger nutzen Patienten die Telemedizin für Arztkonsultationen. Das kann bei Selfies mit dem Smartphone aber seine Tücken haben. Denn nicht immer ist klar, ob das Selfie ein Spiegelbild oder ein echtes Abbild ist. Das Online-Magazin «Infosperber» weist auf einen Beitrag in «Jama Neurology» hin.
Dort wird eindringlich geraten: Heben Sie die rechte Hand, wenn Sie ein Selfie von sich machen, und fotografieren Sie diese Hand mit. Oder markieren Sie sonst irgendwie, wo rechts und wo links ist. Die Autoren sprechen von einer «Selfie-induzierten diagnostischen Herausforderung».
  • Luis F. Castro, John A. Butman, Prashant Chittiboina: «Selfie-Induced Diagnostic Challenge in Horner Syndrome», in: JAMA Neurology, Oktober 2023.
  • doi:10.1001/jamaneurol.2023.3884
Wer seiner Ärztin oder seinem Arzt zum Beispiel einen Hautausschlag im Gesicht auf einem Selfie zeigen will, sollte daran denken, dass dieser – je nach Geräteinstellung – nachher auf der «falschen» Seite erscheinen kann. Die Spiegelbildfunktion lässt sich zwar deaktivieren.

Gesichtshälften verwechselt

Trotzdem wissen die Ärzte nicht, wie das Foto aufgenommen worden ist. Das kann Folgen haben. Die Autoren nennen das Beispiel einer Frau, bei der die Ärzte die rechte und linke Gesichtshälfte wegen der Spiegelfunktion ihres Smartphones verwechselt haben.
Auf dem Selfie sah es so aus, als sei ihre linke Gesichtshälfte blasser als die rechte. Die Ärzte vermuteten deshalb aufgrund dieses Fotos, dass linksseitig in ihrem Körper irgendetwas nicht stimme.

Tumor auf der falschen Seite

Auf den MRI-Aufnahmen war aber rechts im Brustkorb ein Tumor zu sehen. Auch andere Symptome deuteten auf ein Problem auf der rechten Seite hin. Das passte nicht zusammen und stellte die Ärzte zunächst vor ein Rätsel – bis sie erkannten, dass das Smartphone schuld an der Seitenverwechslung war.
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