Zug will der Andreasklinik Aufträge entziehen

Im Notfall nach Zug statt nach Cham: So will der Kanton bei der privaten Andreasklinik Geld sparen. Der Klinikdirektor und Cham sind konsterniert.

, 22. Juni 2022 um 09:24
image
  • spital
  • andreas klinik
  • hirslanden
  • zug
Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zug will der privaten Andreasklinik in Cham den Auftrag für die Grund- und Notfallversorgung entziehen. Für diese Fälle soll ab nächstem Jahr nur noch das Zuger Kantonsspital (ZGKS) zuständig sein.

Schwierige Trennung

Die Andreasklinik sei lediglich noch «mit einem kleineren Angebot an Wahleingriffen beauftragt», klagt die Privatklinik-Gruppe Hirslanden in einer Mitteilung.
Klinikdirektor Jonas Zollinger droht nun mit Konsequenzen für die Zuger Bevölkerung: «Künftig müsste bei jeder Person, die notfallmässig die Andreasklinik aufsucht, zuerst abgeklärt werden, ob sie aufgrund eines fehlenden Leistungsauftrags ins Zuger Kantonsspital oder in ein ausserkantonales Spital verlegt werden muss», erklärt er.

Chamer Gemeindepräsident wehrt sich

Und weiter: In welchem Umfang unter diesen Umständen die Notfallstation der Andreasklinik weiter betrieben werden könnte, sei offen. Zollinger sagt: «Heute betreut die Notfallstation jährlich mehr als 5000 Patienten und ist für rund einen Drittel der Zuger Bevölkerung die am schnellsten zugängliche Spital-Notfallstation.»
Zu ergänzen ist: Die Andreasklinik liegt nur zehn Fahrminuten vom Zuger Kantonsspital entfernt. Die Klinik erhält trotzdem Schützenhilfe vom Chamer Gemeindepräsidenten Georges Helfenstein: «Für unsere Bürgerinnen und Bürger ist die Andreasklinik das nächstgelegene Spital», sagt er. «Und für alle Zugerinnen und Zuger steht die Wahlfreiheit auf dem Spiel und die Gewissheit, auch im Notfall eine Ausweichmöglichkeit zu haben.»

Zollinger fragt, was das soll

Klinikdirektor Zollinger übt heftige Kritik an der Zuger Gesundheitsdirektion: «Dass Qualität und Effizienz der Grundversorgung durch eine Konzentration begünstigt werden sollen, ist ein völlig neues Konzept, das in keinem anderen Kanton Anwendung findet. Im Gegenteil: Die Kantone sind in der Regel froh, dass sich Spitalbetreiber an der Grundversorgung beteiligen und eine wohnortnahe Anlaufstelle für die Bevölkerung rund um die Uhr gewährleisten.»

Auftrag für Geburtshilfe befristet

Auch für die Geburtshilfe will die Gesundheitsdirektion der Klinik nur noch die nächsten zwei Jahre einen Leistungsauftrag geben. In der Andreasklinik sind letztes Jahr 500 Babys zur Welt gekommen. Damit erreicht die Klinik knapp die Limite, von welcher die Fachleute ausgehen, dass sie für eine Spital noch wirtschaftlich sei.
Die Andreasklinik betont ihrerseits, dass sie damit immerhin einen Viertel der Geburten im Kanton übernehme. Und weiter: «Als private Spitalgruppe rechnen wir sehr genau, was für uns wirtschaftlich ist und was nicht. Für den Kanton kostet eine Geburt in der Andreasklinik weniger als im Zuger Kantonsspital.»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

image

Auch das KSW schreibt tiefrote Zahlen

Hier betrug das Minus im vergangenen Jahr 49,5 Millionen Franken.

image

...und auch das Stadtspital Zürich reiht sich ein

Es verzeichnet einen Verlust von 39 Millionen Franken.

image

Kantonsspital Olten: Neuer Chefarzt Adipositaschirurgie

Urs Pfefferkorn übernimmt gleichzeitig die Führung des Departements Operative Medizin.

image

SVAR: Rötere Zahlen auch in Ausserrhoden

Der Einsatz von mehr Fremdpersonal war offenbar ein wichtiger Faktor, der auf die Rentabilität drückte.

image

Wie relevant ist das GZO-Spital? Das soll das Gericht klären.

Das Spital in Wetzikon zieht die Kantonsregierung vors Verwaltungsgericht – und will belegen, dass es unverzichtbar ist.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.