«Wir haben die Akten keineswegs verschlampt»

Der Paracelsus-Chef Jürgen Robe wehrt sich gegen den Vorwurf, dass das konkursite Spital Patientendossiers verloren habe. Sie seien alle vorhanden.

, 12. Mai 2021 um 05:24
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Dass in der Schweiz ein Spital Konkurs geht, ist äusserst ungewöhnlich. Denn in der Regel übernimmt der Kanton Defizite von unrentablen Spitälern.

Niemand wollte das Paracelsus-Spital übernehmen

Im Fall des privaten Paracelsus-Spitals in Richterswil führten der Kostendruck, die zunehmenden Regulierungen und zuletzt auch noch die Pandemie aber trotzdem zum Konkurs. Niemand wollte das Spital übernehmen und so musste der Betrieb letzten November beendet werden.
Nach der Spital-Pleite seien nun die Akten der ehemaligen Patienten nicht mehr auffindbar, berichtete daraufhin die Sendung «Kassensturz».

Alle Akten im Archiv

Jürgen Robe, damaliger Verwaltungsrat des Paracelsus-Spitals, stellt gegenüber Medinside aber klar: «Wir haben die Akten keineswegs verschlampt; sie sind alle in einem Archiv organisiert.» Aber: Wegen des Konkurses ist es höchst aufwendig, jedes Patientendossier der richtigen Person zuzuordnen.
Zum Schutz der Patientendaten haben die Konkursverwalter keine Namen und Geburtsdaten der Patienten erhalten, sondern nur Nummern. Und nun müssen sie die Nummern den Personen zuweisen – eine höchst aufwendige Arbeit, die im Konkursrecht gar nicht vorgesehen ist.

Krankenakten in der Konkursmasse: Im Recht nicht vorgesehen

Denn normalerweise müssen sich Konkursverwalter um offene Lohnzahlungen und Rechnungen kümmern - und nicht auch noch um 20 000 Krankenakten. Das hat nun Folgen: Die Akten in der Konkursmasse sind nicht so schnell zugänglich, wie sie sein sollten.
Allerdings hat das Paracelsus-Spital in der Phase der Nachlassstundung laut eigenen Angaben die wichtigsten Dossiers - etwa jene von Krebspatienten - sicherheitshalber bereits vor dem Konkurs an die Praxen und Kliniken ausgeliefert, welche die Patienten weiterbehandeln. So dass laufende Behandlungen nicht wegen fehlender Unterlagen gefährdet sind.

Nur weniger dringende Dossiers betroffen?

Von der Verzögerung betroffen seien vermutlich nur weniger dringend benötigte Akten, hofft Jürgen Robe. In die Archivierung oder die Verteilung der Dossiers darf sich keine Partei mehr einmischen. Denn die Dossiers gehören seit November zur Konkursmasse und nicht mehr dem Spital.
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