Wenn Patienten Bilder auf Social Media veröffentlichen

Ein Patient hat auf Facebook heikle Bilder und Videos aus der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich gezeigt. Wie ist das rechtlich einzuordnen?

, 12. August 2016 um 08:18
image
  • spital
  • datenschutz
Der Fall deckt ein Problem auf, mit dem in Zukunft auch zahlreiche Kliniken und Spitäler konfrontiert werden könnten: Ein Patient berichtete «live» aus der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK). 
Der 32-Jährige publizierte diverse Bilder und Videos aus der Klinik. Darunter Beschimpfungen oder Kommentare der Ereignisse aus seiner Sicht, im Detail nachzulesen in einem Bericht der «Limmattaler Zeitung».

PUK geht rechtlich dagegen vor

Auf der geschlossenen Station sind Handys grundsätzlich erlaubt, sagt ein Sprecher der Klinik gegenüber der Zeitung. Der Mann habe aber gegen Weisungen verstossen, weil er das Material auf Facebook veröffentlicht hat. Deshalb habe man ihm sein Handy abgenommen.
«Nun leiten wir rechtliche Schritte ein, damit das Bildmaterial von der Facebook-Plattform gelöscht wird», heisst es weiter. Dabei gehe es der Klinik um den Schutz der Persönlichkeit – und zwar von Patienten wie Angestellten. Denn auf den Bildern sind auch Patienten und Mitarbeitende zu sehen, ferner Namen der Früh-, Spät- und Nachtdienste.

Rechtlich ist der Fall klar

Einen solchen Fall habe die Klinik noch nie erlebt. Dort wolle man nun die Prozesse überprüfen und allenfalls anpassen. 
Für den Zürcher Datenschutzbeauftragten Bruno Baeriswyl ist der Fall klar: Entscheidend sei, in welcher Rolle die handelnde Person stecke, erklärte er der Zeitung. Eine Privatperson könne auf Facebook publizieren, was sie wolle. Sobald Menschen auf Bilddokumenten erkennbar seien, müssten diese allerdings ihr Einverständnis geben. 
Anders verhalte es sich, wenn jemand Patient sei. «Die PUK darf den Patienten Vorschriften machen», sagt Baeriswyl. Auch dem Datenschützer ist ein ähnlicher Fall bisher noch nicht untergekommen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

So will das Kantonsspital Graubünden Gewaltopfern helfen

Das Kantonsspital Graubünden in Chur betreibt neu die Sprechstunde «Forensic Nursing». Das Angebot ist das erste dieser Art in der Deutschschweiz.

image

Kantonsspital Winterthur lässt Gender-Leitfaden nun doch fallen

Das Kantonsspital Winterthur zieht die gendergerechte Sprachempfehlung zurück. Der Druck ist wohl zu gross geworden.

image

Christian Britschgi wechselt als Chefarzt nach Winterthur

Christian Britschgi leitet künftig die medizinische Onkologie und Hämatologie im Kantonsspital Winterthur.

image

Zwei der grössten Psychiatrie-Kliniken wollen fusionieren

In Bern bahnt sich eine Elefantenhochzeit an: Die zwei eh schon grössten Kliniken wollen sich zu einer vereinigen.

image

Mobbing-Streit in Solothurn droht zu eskalieren

Seit Monaten schwelt bei den Solothurner Spitälern ein Konflikt. Nun erhebt auch der Berufsverband schwere Vorwürfe und droht sogar mit Klage.

image

Barbara Nietlispach wird Chefärztin im Wallis

Die Klinik Frau–Kind des Spitalzentrums Oberwallis (SZO) stellt sich neu auf und geht eine neue Kooperation ein.

Vom gleichen Autor

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.

image

Ärzte erhalten von Ärzten eine Sonderbehandlung

Ärzte als Patienten kriegen bestimmte Privilegien, die andere Patienten oder Patientinnen nicht erhalten würden. Dies sagt die grosse Mehrheit der in einer Studie befragten Ärzte.