Weniger Stürze in den Schweizer Spitälern

Auch beim Dekubitus – dem Wundliegen – hat sich die Lage verbessert. Wobei kaum ein Spital negativ ausschlägt. Allerdings: Im internationalen Vergleich scheint die Sturz-Gefährdung in Schweizer Kliniken arg hoch.

, 27. Januar 2016 um 14:44
image
  • spital
  • patientensicherheit
Wundliegen und Sturzverletzungen: Das mögen Details sein im Spitalalltag, aber sie spiegeln einen wichtigen Teilaspekt der Pflegequalität. Deshalb liess der ANQ im November 2014 die Häufigkeit von Dekubitus und Stürzen in Schweizer Akutspitälern und Kinderkliniken ermitteln.
Dekubitusfälle wurden bei Erwachsenen sowie Kinder und Jugendlichen erhoben, Stürze nur bei Erwachsenen. Das Hauptresultat: Im Vorjahresvergleich weisen die neuen Daten auf sinkende Raten hin. 
Zu Mitteilung und Bericht: ANQ, «Weniger Wundliegen und Stürze im Spital», Januar 2016 — Messergebnisse Akutsomatik: Prävalenzmessung Sturz und Dekubitus
Am Messtag – 11. November 2014 – sammelten 133 Einzelspitäler und Spitalgruppen die Daten von erwachsenen Patienten; zudem erhoben 35 Akutspitäler mit Kinderstationen sowie Kinderkliniken die Daten von Kindern und Jugendlichen bis 16 Jahre. Rund 13'300 Erwachsene und Eltern von rund 780 hospitalisierten Kindern und Jugendlichen willigten zur Teilnahme an dieser Messung des Spital-Qualitätsentwicklungs-Vereins ANQ mit. 
Ob die Patienten wundlagen, dokumentierte das Pflegepersonal am Messtag. Wie häufig sie im Spital stürzten, wurde ab Messtag bis 30 Tage zurück verfolgt.

Wundliegen: Kreuzbein und Fersen besonders betroffen

Die Auswertung ergab bei Erwachsenen eine Rate von 4,3 Prozent für im Spital erworbene Dekubitus der Kategorien 1 bis 4; im Vorjahr waren es 4,6 Prozent gewesen. Ohne Hautrötungen, – also die leichte Kategorie 1 – wurde eine Rate von 1,8 Prozent erzielt; im Vorjahr hatte sie noch 2,0 Prozent betragen.
Von Dekubitus vorwiegend betroffen waren Kreuzbein und Fersen.
Eine Rate von 13,5 Prozent (Vorjahr 15,1) wurde bei Kindern und Jugendlichen für im Spital erworbenen Dekubitus der Kategorien 1 bis 4 berechnet. Schliesst man hier die Hautrötungen aus, beträgt die Rate noch 3,0 Prozent (Vorjahr 2,5 Prozent). 
Geortet wurden Dekubitus am häufigsten am Fussknöchel, an Fersen und Nase.
Im Schnitt waren die Kinder mit Dekubitus 2,3 Jahre alt, wobei die meisten noch kein Jahr zählten – eine Folge der besonderen Gefährdung durch die noch unreife Haut. 

Stürze: Hotspots Patienten- und Badezimmer

Die Rate der im Spital erfolgten Stürze liegt bei 3,6 Prozent; auch hier lag die Quote im Vorjahr mit 4,1 Prozent höher. Als häufigste Sturzorte wurden genannt: das Patientenzimmer, das Badezimmer oder die Toilette.
Die risikobereinigte Auswertung, so der ANQ, zeige ein einheitliches Bild der Institutionen: Nur wenige Spitäler lagen bei der Messung vom November 2014 über oder über dem Durchschnitt aller Institutionen – dies war auch in den Vorjahren so gewesen.

Schweiz hat relativ hohe Sturzrate

Verglichen mit Messungen in anderen Ländern weist die Schweiz tiefe Dekubitusraten bei Erwachsenen aus; die Wundliege-Raten bei Kindern und Jugendlichen bewegen sich international im Mittelfeld. 
Relativ hoch ist die Schweizer Sturzrate. Erklärungen liefert der Verein ANQ in der Studie nicht. Die Spitäler, so die Mitteilung, seien nun aber «aufgefordert, die Gründe mithilfe der Messresultate zu analysieren, um gezielt Massnahmen zu ergreifen».
 Verbesserungspotential ortet die ANQ ferner beim schweren Dekubitus der Kategorien 3 und 4: Hier sei doch eine weitere Reduktion anzustreben – und die neuen Resultate gäben auch Hinweise darauf, wie die Prävention bei Risikopatienten optimiert werden kann.

Wundliegen – Kategorie 1 bis 4

Der im Spital erworbene Dekubitus wird in vier Stufen eingeteilt:

  • Kategorie 1: nicht wegdrückbare Rötung der intakten Haut
  • Kategorie 2: Teilverlust der Haut
  • Kategorie 3: Verlust der Haut
  • Kategorie 4: Vollständiger Haut- oder Gewebeverlust

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.