Versand-Apotheken: Etwas Applaus fürs Bundesgericht

Patientenschützerin Margrit Kessler findet es in Ordnung, dass im Versandhandel für jedes Mittel ein Rezept vorliegen muss – selbst für Stoffe, die sonst nicht rezeptpflichtig sind.

, 6. Oktober 2015 um 16:00
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Die Reaktionen in den Medien wie in den Online-Foren waren recht eindeutig: Dieser Entscheid sei weltfremd, bürokratisch, ärgerlich und ein Niederschlag der pharmazeutischen Pfründenwirtschaft – oder aber er führe dazu, dass mehr Leute ihre Heilmittel im Ausland bestellen. 
Letzte Woche beschloss das Bundesgericht, dass selbst für Medikamente, die ansonsten rezeptfrei sind, im Versandhandel eine ärztliche Verschreibung vorliegen muss. Es war ein Entscheid, der sich insbesondere gegen die Apotheke «Zur Rose» richtet, welche ein Verfahren eingeführt hatte, bei dem die Kunden bei einer Arznei-Bestellung ein Formular ausfüllen mussten, welches von einem Arzt noch geprüft wurde.
Doch eine Stimme begrüsst nun den Entscheid des obersten Gerichts: Es ist Margrit Kessler, die Präsidentin der Stiftung Patientenschutz und Nationalrätin der GLP.

Fragebogen genüge nicht

Das Urteil sein «ein positives Zeichen für die Patientensicherheit», schreibt Kessler in einem Beitrag für die «Schaffhauser Nachrichten» (Print); dabei äussert sie sich explizit als Vertreterin der Stiftung Patientenschutz: «Die SPO unterstützt, dass das Beantworten des Fragebogens nicht genügt, um von der Versandapotheke Zur Rose nachträglich ein Rezept ausstellen zu lassen, auch dann nicht, wenn ein Arzt diesen Fragebogen prüft.»
Ein Fragebogen könne das Gespräch mit einem Arzt oder Apotheker nicht ersetzen. Dies zumal demnächst einige Rezepte von der Verschreibungspflicht befreit werden sollen. «Es ist wichtig, dass die Selbstmedikation von einer Fachperson begleitet wird. Das Ziel der Selbstmedikation ist es, Symptome zu lindern, bis die Erkrankung abgeheilt ist, ohne dass ein Arzt aufgesucht werden muss.»
Denn zu beachten seien die oft kumulierenden Wirkungen von diversen Mitteln. «Man schätzt, dass etwa fünf Prozent der Patienten, die auf die Notfallstation kommen, wegen Komplikationen mit Medikamenten hospitalisiert werden müssen – häufig aufgrund gefährlicher Wechselwirkungen.»
Das System Versandapotheke ohne Rezept könnte diese Zwischenfälle noch fördern, so die Erwartung von Margrit Kessler.
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