«Die Hälfte der Arztbesuche ist überflüssig»

Die Denkanregung des Tages kommt aus Deutschland. Dort stellt ein Krankenkassenchef kurzerhand klar: «Wir haben nicht zu wenig Ärzte, sondern zu viele Arztkontakte».

, 14. September 2016 um 08:53
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So sagte es der Chef der Kaufmännischen Krankenkasse KKH, Ingo Kailuweit, in einem Interview mit der «Bild»-Zeitung (Paywall). Im Hintergrund steht, dass die Deutschen durchschnittlich 18mal pro Jahr zum Arzt gehen – ein internationaler Spitzenwert.
Eine Studie einer anderen Kasse, der Barmer/GEK, fand vor einigen Jahren heraus, dass Krankenversicherte in Deutschland durchschnittlich zwei Mal pro Quartal ohne ernste Erkrankungen einen Arzt aufsuchen
Eine Hauptschuld für diese hohe Quote liege bei den Ärzten, so jetzt Ingo Kaiwuleit von der KKH (1,8 Millionen Mitglieder): Die Patienten würden häufig falsch behandelt und müssten dann abermals Ärzte aufsuchen.

«Hand aufs Herz...»

Natürlich erklärt sich das Problem auch stark aus spezifischen Bedingungen in Deutschland (kaum Franchisen, Arztzeugnis-Pflichten); dennoch: Die überflüssigen Arztbesuche könnten auch in der Schweiz immer wieder ein Thema in der Gesundheitskosten-Debatte sein.
«Spiegel Online» schaltete zu diesem Punkt jedenfalls eine Umfrage: «Hand aufs Herz: Sind Sie schon mal zum Arzt gegangen, obwohl es nicht unbedingt nötig war?» 
Die Lage nach rund 10'000 Antworten:

  • Ja: 23 Prozent
  • Nein: 69 Prozent
  • Vielleicht: 8 Prozent 

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