Statt gegen Schmerzen wirken die Pillen gegen Verstopfung

Die Galenica-Tochter Verfora muss ein Schmerzmittel zurückrufen. Weil es eventuell Abführmittel enthält.

, 27. Mai 2020 um 05:59
image
  • medikamente
  • swissmedic
Wer seit dem 3. März Schmerzmittel-Kapseln der Marke Algifor gekauft hat, muss aufpassen: In der Kartonschachtel könnte sich auch ein Blister mit Kapseln des Abführmittels Dioctyl befinden.

Die Blister sind richtig beschriftet

Die zur Galenica gehörende Firma Verfora ruft deshalb in Absprache mit der Arzneimittelbehörde Swissmedic die Algifor Liquid Caps zurück. Bei der Verpackung sind übrigens nicht nur versehentlich andere Kapseln in die Schachtel geraten. Es fehlen auch die Chargennummer und das Verfalldatum.
Ob Kunden die falschen Kapseln in der Algifor-Packung haben, lässt sich zum Glück einfach feststellen: Die Blister, in welche die Kapseln eingeschweisst sind, tragen die korrekte Aufschrift.

Dioctyl in der Schweiz nicht erhältlich

Wer solche Blister mit der Aufschrift Dioctyl in der Algifor-Packung findet, soll diese umgehend in die Apotheken bringen, bittet die Verfora. Dioctyl ist ein Abführmittel, das in der Schweiz nicht erhältlich ist.  Zur Verwechslung ist es vermutlich gekommen, weil die Dioctyl-Kapseln sehr ähnlich aussehen wie die Algifor-Liquid-Kapseln.
Die Algifor-Kapseln werden in Holland hergestellt. Und zwar von einer Firma, die auf die Herstellung dieser Weichgelatinekapseln spezialisiert ist. Das sagt Patrick Fehlmann von der Galenica auf Anfrage von Medinside.

In Grossbritannien gleichzeitg verpackt

Nach der Herstellung seien die Algifor-Kapseln gleichzeitig mit den Dioctyl-Kapseln in Grossbritannien verpackt worden. Dabei habe ein Angestellter offenbar die Blister verwechselt. Die Herstellerfirma übernehme die Verantwortung für den Fehler, versichert Patrick Fehlmann. In Absprache mit Verfora werde die Firma künftig besser verpacken und mehr kontrollieren, kündet er an.
Die Verfora wurde vor 76 Jahren als Firma Vifor gegründet und gehört zu Galenica. Sie stellt rezeptfreie Arzneimittel her. Neben dem Schmerzmittel Algifor ist Vifor auch für das Schnupfenmittel Triofan bekannt. Ausserdem gehören auch das Insektenschutzmittel Anti-Brumm, Merfen und Perskindol seit einigen Jahren der Verfora.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Mehr als die Hälfte der Medikamente war zu teuer

Nach der diesjährigen Arzneimittelüberprüfung des BAG sinken die Listenpreise von 300 Produkten.

image

Apothekerverband darf sich nicht über Santésuisse beschweren

Santésuisse darf behaupten, dass sich Apotheken mit Medikamenten-Teilpackungen «die Kassen füllen».

image

Swissmedic: Neues Mitglied im Expertengremium

Es ist Christian Kamm, Co-Chefarzt und Leiter der stationären Neurologie des Luzerner Kantonsspitals.

image

Packungsgrössen und Milliardenverluste: Die endlose Debatte um Medikamentenabfall

Die Gesundheitskommission des Ständerats hat an ihrer Sitzung zwei Motionen gutgeheissen, die der Medikamentenverschwendung Einhalt gebieten soll. Es ist der x-te Anlauf.

image

Novartis: Weko sieht keinen Missbrauch mit Sperrpatent

Die Hausdurchsuchung bei Novartis vor zwei Jahren hat keine Folgen: Der Pharmakonzern habe nichts Illegales gemacht, teilt die Wettbewerbskommission mit.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Pharma: Es braucht einen Ruck – und mehrere Kompromisse

Derzeit berät das Parlament über eine Reihe von Fragen, die für unsere Medikamentenversorgung entscheidend werden.

Vom gleichen Autor

image

Pflegefachleute verschreiben so sachkundig wie Ärzte

Das dürfte das Pflegepersonal freuen: Es stellt laut einer US-Studie genauso kompetent Arzneimittel-Rezepte aus wie Ärzte.

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.

image

Medikamente: Diese fünf Irrtümer müssen alle kennen

Epinephrin statt Ephedrin? Solche Verwechslungen können tödliche Folgen haben. Gut zu wissen, wo die grössten Gefahren lauern.