Wettbewerbs-Verzerrungen: Ständerat unterstützt Privatkliniken

Welche Kantone subventionieren ihre Spitäler allzu sehr? Wo wird der Wettbewerb verzerrt? Der Ständerat will der Sache nun nachgehen.

, 21. September 2016 um 10:00
image
  • spital
  • privatkliniken
  • politik
Der Ständerat will überprüfen, welche Kantone ihre Spitäler in welchem Ausmass auf wettbewerbsverzerrende Weise subventioniert haben. Er hat entsprechende Motion klar angenommen – mit 31 zu 2 Stimmen bei 5 Enthaltungen (zur Meldung auf Parlament.ch).
Viele Kantone würden fragwürdige Subventionen sprechen, es gebe deutliche Hinweise auf Wettbewerbsverzerrungen bei Spitälern, sagte Kommissionssprecher Hans Stöckli (SP). Dies verhindere die freie Spitalwahl. 
Dabei genüge die heutige Datenlage nicht einmal, um in der Frage überhaupt Transparenz herzustellen. Nun soll der Bundesrat aufzeigen, welche Kantone ihre Spitäler in den Jahren 2012 bis 2015 direkt oder indirekt subventioniert haben.

Was man schon weiss

Allerdings wurden hier gerade in den letzten Tagen neue Daten veröffentlicht (welche den im Ständerat geäusserten Verdacht untermauern). So untersuchte Stefan Felder, der Basler Gesundheitsökonom, die Finanzierung bei öffentlichen Spitälern und Privatkliniken. In der Studie für den Verband Privatkliniken Schweiz kam er zum Schluss, dass die Regelung der stationären medizinischen Versorgung die öffentlichen Spitäler gegenüber den Privaten bevorteilt. Der Anspruch auf Wettbewerbsneutralität des Staates sei verletzt.
So seien im Testjahr 2013 rund 3,4 Milliarden Franken an Subventionen an die Spitäler geflossen. Davon wurden 2,6 Milliarden als gemeinwirtschaftliche Leistungen durch die Kantone ausgewiesen, hinzu kamen etwa 800 Millionen Franken an nicht ausgewiesenen Beiträgen – etwa in Form von diskreten Investitionshilfen. 

Fast alle Abgeltungen für öffentliche Häuser

Im Kanton Genf beispielsweise, dem Spitzenreiter von Felders Berechnungen, wurde im Testjahr 2013 jeder stationäre Spitalfall mit fast 15'000 Franken subventioniert. 
Dabei seien  97 Prozent der Abgeltungen für gemeinwirtschaftliche Leistungen auf öffentliche und subventionierte Spitäler entfallen. 
Gesundheitsminister Alain Berset argumentierte vor dem Ständerat, dass die Motion streng genommen ein Postulat sei und nur die Vergangenheit betreffe. Es werde deshalb aufgrund der Datenlage nicht möglich sein, die gewünschten Zahlen zu liefern. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Neuer Leitender Arzt für die Spitäler Schaffhausen

Der Radiologe Wolfgang K. E. Schill wechselt vom Kantonsspital Münsterlingen nach Schaffhausen.

image

In der Stadt Zürich sollen Covid-Tests wieder gratis werden

Zürcherinnen und Zürcher sollen die Möglichkeit erhalten, sich bei Symptomen kostenlos auf Corona testen zu lassen. Der Stadtrat ist ratlos.

image

Kantonsspital kauft Aktien einer Digital-Plattform

Was Medinside vor einer Woche angekündet hat, ist nun geschehen: Das erste öffentliche Spital steigt bei «Compassana» ein.

image

Spitex-Organisationen sollen keine Mehrwertsteuer mehr bezahlen müssen

Die Leistungen aller Spitex-Organisationen in den Bereichen Haushalthilfe und Betreuung sollen künftig von der Mehrwertsteuerpflicht ausgenommen werden.

image

Prämienverbilligung: Nationalrat hält am Ausbau des Systems fest

Anders als der Ständerat will der Nationalrat den Ausbau der Prämienverbilligungen nicht vor sich herschieben. Er hält am indirekten Gegenvorschlag fest.

image

Horrender Lohn im Luks-Verwaltungsrat gibt zu reden

Der VR-Präsident des Luzerner Kantonsspitals hat in den letzten Jahren satte Lohnerhöhungen erhalten. 2021 soll die Luzerner Regierung damit die eigenen Vorgaben gesprengt haben.

Vom gleichen Autor

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.

image

Deutschland: Investment-Firmen schlucken hunderte Arztpraxen

Medizin wird zur Spielwiese für internationale Fonds-Gesellschaften. Ärzte fürchten, dass sie zu Zulieferern degradiert werden.