Personalmangel: So wollen ETH-Tüftler die Intensivstationen entlasten

Ein ETH-Forscher fand mit seinem Team einen Weg, um Corona-​Intensivpatienten einfacher zu drehen. Das System hilft im Kampf gegen Personalmangel.

, 30. November 2020 um 10:26
image
  • spital
  • coronavirus
  • forschung
  • eth
​Mit einem neuen System soll das Pflegepersonal Corona-​Intensivpatienten im Spitalbett einfacher drehen. Die Erfindung geht auf Julian Ferchow zurück. Der ETH-Doktorand entwickelte mit einem Team innerhalb von vier Wochen  das sogenannte «Wende-​Taco»-​System. Dies teilt die renommierte Hochschule am Montag mit.
Das neue System soll Spitäler entlasten, die während der Pandemie mit Personalmangel zu kämpfen haben. Derzeit werden für diese Umlagerung fünf Fachkräfte benötigt, denn das Drehen braucht viel Kraft, insbesondere bei übergewichtigen Männern.

Benötigt weniger Pflegefachleute

Patienten mit Atemnot werden zweimal täglich von der Rücken-​ in die Bauchlage gebracht und umgekehrt. Die Bauchlage verbessert die Durchblutung der Lunge. Atemnot ist eines der gravierendsten Symptome und der Grund, warum viele Covid-​19-Patienten sterben.
Mit dem neuen Wendesystem werden nur noch drei Fachkräfte benötigt, wie in der Mitteilung weiter zu lesen steht. Während der Patient auf einer Matratze liegt, wickeln zwei Pflegefachleute eine zweite um ihn herum wie ein Sandwich – oder eben wie ein Taco. 

Produktbeschreibung gratis ins Internet gestellt

Für die Konstruktion arbeitete der 31-jährige ETH-Forscher mit Medizinern des Universitätsspitals Zürich (USZ) sowie mit Produktentwicklern, Designern und Vertretern aus der Industrie zusammen. Ferchow forscht zur Produkt-​ und Prozessentwicklung im 3D-​Druck.
image
Julian Ferchow mit dem Wende-​Matratzensystem. (Bild: Julian Ferchow )
Statt einen Antrag beim Patentamt zu beantragen, stellten die Entwickler eine Produktbeschreibung ins Internet, die jeder kostenlos nutzen kann. Erste Firmen sind bereits daran, den Wende-Taco herzustellen. Sogar Spitäler aus Asien meldeten sich bei ihm.
«Uns ging es von Anfang an nur darum, etwas zu bewirken und der Gesellschaft in der Pandemie zu helfen», sagt Julian Ferchow.

Ferchow J et al.: «Proning TACO - Facilitating the Proning of Patients with ARDS». Research Collection ETH Zürich.

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.