So misst ein Spital den Wert von Schulter-Operationen

Gibt es einen objektiven Massstab, um den Erfolg von Schulter-Operationen zu messen? Die Genfer Klinik La Tour glaubt, einen solchen gefunden zu haben.

, 12. Januar 2022 um 14:47
image
Wie gut und wie günstig ist ein Spital beim Einsetzen von Schulter-Prothesen? Das ist schwierig zu sagen. Doch die Genfer Privatklinik La Tour hat versucht, einen Massstab zu finden, welcher diese Frage beantwortet. Und zwar wollten die Klinik-Verantwortlichen nicht nur die Qualität und das Ergebnis der Behandlung bei der Beurteilung berücksichtigen, sondern – und das ist relativ neu für die Schweiz – auch der Preis dieser Behandlung.

Wert und Kosten gegeneinander abwägen

Aufgrund einer Studie zu 116 Schulter-Operationen zwischen 2015 und 2019 haben die Klinik-Verantwortlichen einerseits den Mehrwert für die Patienten gemessen, und dann diesen Mehrwert andererseits ins Verhältnis gesetzt zu den Kosten der Behandlung. Mit dieser Messung will die Klinik nicht nur die Lebensqualität ihrer Patienten verbessern, sondern dies gleichzeitig zu möglichst tiefen Kosten machen. Value Based Health Care (VBHC) heisst dieses Vorgehen.
Ziel der Studie war es, einen objektiven Bewertungsmassstab festzusetzen. Mit einem solchen Massstab könnten sich Kliniken untereinander vergleichen. Die Verfasser der Studie haben deshalb selber ein solches Messinstrument für den Wert von Schulter-Operationen entwickelt. Das soll künftig den Vergleich mit Standardwerten ermöglichen.

Klinik La Tour schneidet gut ab

Doch wie schneidet nun die Klinik La Tour bei ihren Schulter-Operationen ab? Gut, lässt sich aus der Studie entnehmen. Oder im Detail: 78 Prozent der Patienten zogen aus der Operation mehr Nutzen als zu erwarten gewesen wäre. Handkehrum konnten 53 Prozent der Patienten mit weniger Kosten behandelt werden, als zu erwarten gewesen wäre.
Verrechnet man Nutzen und Kosten miteinander, ergibt dies einen «Gesamtwert» von 1,3. Das bedeutet, dass nicht nur die Lebensqualität der Patienten gesteigert werden konnte, sondern auch, dass dies zu einem verhältnismässig geringen Preis möglich war.

Nicht-Raucher profitieren mehr

Wichtige Erkenntnisse aus dem Vergleich waren auch, dass Nicht-Raucher stärker von einer Schulter-Prothese profitieren und dass die sogenannte anatomische Prothese besser abschneidet als die inverse Prothese.

Warum macht die Klinik das?

Doch warum investiert eine Privatklinik Geld in die Erforschung solcher Messwerte? «Einerseits weil wir neue Entwicklungen im medizinischen Bereich in die Behandlungen von unseren Patienten einfliessen lassen möchten», sagt Klinikdirektor Rodolphe Eurin, der selber an der Studie beteiligt war. Anderseits will die Privatklinik ihren zusatzversicherten Patienten zeigen, was für einen medizinischen Mehrwert ihre Behandlungen haben. Letztlich sollen die Neuerungen aber auch zum Standard für Allgemeinversicherte werden, wie Eurin betont.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Todesfall vor geschlossener Notaufnahme: Ermittlungen eingestellt

Im Jahr 2020 verstarb eine Person vor der Notaufnahme des Freiburger Spitals in Tafers, die zu war. Doch selbst bei geöffneter Station hätte das medizinische Team die Patientin nicht retten können.

image

Das ist der neue Chefarzt der Berner Herzchirurgie

Alexander Kadner, langjähriger Kaderarzt der Insel Gruppe, wird neuer Chefarzt an der Berner Universitätsklinik für Herzchirurgie.

image

Solothurner Spitäler müssen neuen CEO suchen

Die Solothurner Spitäler stehen vor der Aufgabe, einen neuen CEO zu finden. Martin Häusermann beabsichtigt, im nächsten Jahr von seinem Amt zurückzutreten.

image

Swiss Medical Network: Eigentümer im Visier der Börsenaufsicht

Die Schweizer Börse hat eine Untersuchung gegen die Beteiligungsgesellschaft Aevis Victoria eröffnet, zu der auch die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network gehört. Es geht um börsenkursrelevante Tatsachen.

image

«Gewalt findet oft unter dem Radar statt»

Eine Umfrage von Medinside zeigt: verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern nimmt weiter zu, Zahlen werden jedoch kaum erfasst.

image

Saanen plant Luxusklinik mit Hausärzten

Neben dem Nobelkurort Gstaad könnte eine Privatklinik mit Spitzenmedizin für Gutbetuchte entstehen. Samt einer Hausarztpraxis für Einheimische.

Vom gleichen Autor

image

Ein Arzt wirbt für sein Restaurant - das ist erlaubt

Ein Hautarzt betreibt ein Restaurant und macht Werbung dafür. In der Schweiz darf er das – solange sich niemand darüber beschwert.

image

Medizinstudium in der Schweiz: Für Deutsche ein Traum

In der Schweiz Medizin studieren: das würden viele Deutsche gerne. Doch die Hürden sind für die meisten zu hoch.

image

Viele Ärzte litten seelisch mit ihren Covid-Patienten

Eine Studie zeigt Überraschendes: Unter Covid-19 litten indirekt auch viele Ärztinnen und Ärzte – weil sie sich so hilflos fühlten.