Schweizer Spitäler: Die Trends auf einen Blick

Von Mobile Health bis zum Patientenhotel: Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat in ihrem neuen Branchenreport neun Trends herausgefiltert, auf die sich Spitalmanager ausrichten sollten.

, 24. Januar 2017 um 08:10
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Das zur ZHAW gehörende Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie (WIG) legt seinen neusten Branchenreport über das Schweizer Spitalwesen vor. Neben einer Bestandesaufnahme werden die wichtigsten Trends für die kommenden Jahre herausgefiltert und durchleuchtet. Sie basieren unter anderem auf einer Befragung der Mitglieder des Netzwerks Gesundheitsökonomie Winterthur (NGW). Hier sind die Trends im Überblick: 

Innovation und Technologie

  • Trend 1 Die digitale Transformation durch Mobile Health schreitet voran. Geräte oder Apps zur Überwachung, Beobachtung und Betreuung von Patienten werden vermehrt eingesetzt. Diese gewinnen vor allem in der Behandlung von chronischen Krankheiten wie Diabetes an Bedeutung.  
  • Trend 2 Die digitale Kluft (Digital Divide) verstärkt sich: E-Health-Abstinenz führt zu einer langfristigen Koexistenz von papierbasierten und E-Health-basierten Dokumenten und Abläufen. Dies beeinträchtigt die Patientensicherheit und führt zu Ineffizienzen und Qualitätseinbussen. 

Personelles und Human Resources

  • Trend 3 Ärztliche Aufgaben werden vermehrt an andere Berufsgruppen und -funktionen delegiert. Beispiele sind Impfungen in Apotheken oder die Übernahme von ärztlichen Tätigkeiten durch Pflegefachpersonen oder Assistenten.
  • Trend 4 Der Fachkräftemangel verschärft sich. Die Autoren rechnen bis 2030 mit einem Bedarf von 120'000 bis 190'000 neuen Fachkräften. Bei den Befragten gehen die Meinungen auseinander, ob verstärkt Arbeitskräfte aus dem Ausland rekrutiert werden sollen. 
Alfred Angerer, Eva Hollenstein, Florian Liberatore: «Das Schweizer Spitalwesen - Eine Managementperspektive», ZHAW School of Management and Law, Januar 2017

Prozesse und Strukturen

  • Trend 5 Der internationale Trend zum Lean Hospital wird sich auch in der Schweiz verstärken. Kern der Philosophie ist die ständige Verbesserung der Abläufe und deren radikale Ausrichtung auf den Patienten. 
  • Trend 6 Die im Alleingang arbeitende Klinik wird zum Auslaufmodell. Vertikale und horizontale Integration sind heute schon verbreitet. Es wird verstärkt zu Kooperationen in Form von Spitalnetzen und Fusionen kommen. 
  • Trend 7 Die Kapazitäten der Spitäler, sich um die einfache Pflege von Patienten zu kümmern, nehmen ab. Patientenhotels werden die Spitäler entlasten. Sie sind für Personen bestimmt, welche nach dem Eingriff im Spital noch nicht nach Hause dürfen, jedoch auch nicht mehr auf Spitalpflege angewiesen sind.

Patientenbedürfnisse


  • Trend 8 Der Medizin-Tourismus nimmt einen Aufschwung. Für Schweizer Patienten werden zunehmend auch im Ausland angesiedelte Leistungserbringer interessant, besonders weil sie kostengünstiger sind. 
  • Trend 9 Die Spitalwahl wird stärker von Qualitätsranglisten beeinflusst. Die Patienten fordern eine umfassende Transparenz bezüglich Preisen, Prozessen und Qualitätsindikatoren. Die Bedeutung von Online-Ratingplattformen nimmt zu. 

Fünf der neun Trends (1, 3, 6 und 7) tragen laut Studie zu einer Verbesserung der Qualität zu geringeren Kosten bei. 
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